TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 7. März 2012

Der „Alleskönner“ Stefan Raab

von Susanne Rupp

„Und hier kommt Stefaaan Raaab!“ Der Entertainer, Fernsehproduzent, Moderator, Sänger, Komponist und Musikproduzent Stefan Raab ist neben seiner langjährigen Moderation von TV total vor allem für seine außergewöhnlichen Shows wie beispielsweise Schlag den Raab, die Wok-WM, die Autoball-EM, das TV total Turmspringen, die Stock Car Crash Challenge, der Bundesvision Song Contest oder seine Castingshows, bekannt. Dabei startete Stefan Raab seine Karriere zunächst als Metzger in dem Betrieb seiner Eltern. 1990 machte er sich mit der Produktion von Werbejingles selbstständig. Nach einem Casting des Senders VIVA wurde ihm die Moderation der Sendung „Vivasion“ angeboten, die er auch bis 1998 moderierte. Noch im selben Jahr gründete Stefan Raab seine eigene Firma Raab TV, welche unter anderem Schlag den Star und elton.tv produziert. Seit 1999 moderiert er die Sendung TV total, mit der auch seine Karriere auf ProSieben begann.
Zunächst wurde die Sendung nur wöchentlich ausgestrahlt. Mittlerweile läuft sie viermal pro Woche von Montag bis Donnerstag und ist nach wie vor ein „Muss“ für jeden Liebhaber des Moderators. Dieser ist über die Jahre hinweg seiner Linie treu geblieben. So beginnt jede Folge damit, dass eine Person aus dem Publikum die Themen der Show und den Moderator selbst ankündigt. Daraufhin erscheint Stefan Raab und wird von seinem Publikum solange bejubelt, bis er sie mit einem Zeichen zum Schweigen bringt. Eine Art Ritual zwischen dem Moderator und seinem Publikum. Danach präsentiert er aktuelle Zeitungsartikel oder Fernsehausschnitte mit witzigen aber teilweise auch provokanten und grenzwertigen Kommentaren. Ein weiterer wichtiger Bestandteil von TV total sind die Gastauftritte. Stefan Raab lädt prominente Schauspieler, Sänger, Komiker, Tänzer oder Models ein um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu plaudern. Hierbei handelt es sich beispielsweise um einen neuen Film, eine bald beginnende Tournee oder ein neu erschienenes Musikalbum. Des Weiteren gibt Stefan Raab  Menschen, die etwas Bestimmtes in ihrem Leben geleistet haben, die Chance es der Welt in TV total zu präsentieren. Mit seinen Sprüchen bringt er jedoch seine Gäste während ihrer Auftritte manchmal in unangenehme Situationen und damit aus dem Konzept. Aufgrund der Showlänge von circa 40 Minuten bleibt Stefan Raab für die Gastauftritte auch nur wenig Zeit, weshalb die Gespräche meist kurz und knapp ausfallen. Weitere wichtige Elemente der Show sind beispielsweise die „Nippels“, die Jazzband, „Ingrids Woche und Klaus“, die „TV total TV Tipps zum Wochenende“ und „Blamieren oder Kassieren“, denn genau diese machen die Show so erfolgreich. Mit Hilfe des einfachen Konzeptes gelingt es Stefan Raab Zuschauer für sich zu gewinnen und diese zu belustigen. Es muss aber gesagt sein, dass nicht jeder die Art und den Humor des Moderators unterhaltsam findet.   
Die Spielshow Schlag den Raab wurde zum ersten Mal im Jahr 2006 ausgestrahlt. Seitdem können die Zuschauer sechsmal jährlich samstags auf dem Sender ProSieben um 20.15 Uhr den Entertainer gegen einen von 5 Kandidaten um eine bestimmte Summe kämpfen sehen. Diese müssen sich in mehreren Disziplinen gegen den Moderator beweisen. Angefangen bei einfacheren Spielen steigert sich der Schwierigkeitsgrad, bis am Ende einer von beiden die meisten Punkte erreicht hat und mit dem Geld nach Hause gehen kann. Mögliche Spiele sind Lieder summen, rückwärts buchstabieren, Münzenwerfen, Wann war das? oder Umparken. Die Produzenten lassen sich immer wieder neue Spiele einfallen, die aber aufgrund ihrer Länge und ihrem Aufbau oft zu Langeweile führen können. Die Zuschauer sitzen trotzdem gebannt vor dem Fernseher und hoffen, dass der Kandidat Stefan Raab bezwingt und mindestens 500.000 Euro gewinnt. Der Entertainer besitzt viel Ehrgeiz und Siegeswillen, sodass er es seinem Gegner nie leicht macht. Viele und lange Werbeblöcke können jedoch nervend und ermüdend sein. Die Werbepausen werden meist bei Orts- und Spielwechsel geschalten, wodurch die Pausen zwar gekonnt überbrückt werden, den Zuschauer jedoch zum Umschalten verführen. Die Showlänge von 3,5 bis 5,5 Stunden resultiert zum einen aus den Werbepausen, zum anderen hängt sie von der Art und der Anzahl der Spiele ab. Schlag den Raab ist bei vielen Zuschauern wahrscheinlich vor allem wegen Stefan Raab selbst beliebt, da sie hoffen, dass der „Alleskönner“ von seinem Gegner besiegt wird. Besonders unterhaltend kann dabei sein, dass Raab sich in manchen Situationen unangemessene Kommentare oder Gefühlsregungen nicht verkneifen kann und des Öfteren darauf beharrt, er sei betrogen worden oder sinnlose Fragen zu den einzelnen Spielen stellt. Die erste Folge von Schlag den Raab im Jahr 2006 erreichte eine Zuschauerzahl von 3,38 Mio. und diese ist seitdem auch nahezu gleich geblieben. Das ist für eine Show, die bereits zum 32. Mal ausgestrahlt wurde, bemerkenswert.
Mit der Wok-WM setzte Stefan Raab ein weiteres Highlight in das Samstagabendprogramm von ProSieben. Bereits 2003 rasten die ersten mutigen Prominenten auf der Rodelbahn in Winterberg auf ihren Woks die Bahn hinab. Gewinner der ersten Wok-WM im Einerwok war Stefan Raab persönlich. Den Viererwok gewannen Dick Brave und die Backbeats. Die Idee zur Wok-WM entstand in der Sendung „Wetten, dass…?“ des Senders ZDF als Wetteinsatz. Obwohl Stefan Raab richtig tippte, versprach er in der Sendung seinen Wetteinsatz einzulösen und auf einem Wok eine Rodelbahn hinab zu fahren. Daraufhin fand im Jahre 2003 die erste offizielle Wok-WM statt, an der Prominente aus unterschiedlichen Bereichen der Unterhaltungsbranche teilnahmen. Aufgrund des Erfolges baute Stefan Raab sein Sportereignis immer weiter aus. Seit dem ersten Rennen fand die Wok-WM bereits weitere 9 Mal statt. Die erste WM startete 2003 mit einem Marktanteil von 16,3 Prozent. Seitdem ging dieser jedoch zurück. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Wok-WM über die Jahre hinweg ihren ursprünglichen Reiz verloren hat. Begonnen mit einer Wette und der ersten offiziellen Wok-WM, ist sie heute ein fester Bestandteil des ProSieben Fernsehprogramms und stellt somit keine Innovation mehr dar.
Nicht nur in der Sportbranche konnte Stefan seine Shows vermarkten, sondern auch im musikalischen Bereich. Zunächst suchte er mit der Castingshow SSDSGPS (Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star) einen Kandidaten für die deutsche Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest, an dem er bereits selbst teilgenommen hat. Als Gewinner des Castings ging Max Mutzke hervor, der den 8. Platz beim Eurovision Song Contest belegte. Nach einer Kooperation zwischen den beiden Sendern ARD und ProSieben suchte Stefan Raab mit der Castingshow Unser Star für… weiterhin musikalische Talente für den Eurovision Song Contest, die aber anschließend direkt für Deutschland an den Start gehen dürfen. Grund für die Kooperation war der Erfolg, den Stefan Raab bereits beim ESC erzielen konnte. Die Gewinnerin der ersten Show, Lena Meyer-Landrut, erreichte 2010 den 1. Platz. Im darauf folgenden Jahr schaffte sie es jedoch nur noch auf den 10. Platz. Auf Grundlage des ESC entwickelte Stefan Raab die Idee zum Bundesvision Song Contest. Der musikalische Wettbewerb findet zwischen den deutschen Bundesländern statt. Eine Band oder ein Solokünstler tritt für ihr beziehungsweise sein Bundesland an. Um zu gewinnen müssen möglichst viele Zuschauer für den betreffenden Künstler anrufen, wobei auch für das eigene Bundesland gestimmt werden kann. Der Contest findet in dem Bundesland statt, dessen Band oder Solokünstler im vorherigen Jahr gewonnen hat. Obwohl alle Teilnehmer die gleichen Grundvoraussetzungen haben, hängen ihre Chancen jedoch größtenteils von ihrem bisherigen Erfolg und Bekanntheitsgrad in der Musikbranche ab. Der erste Bundesvision Song Contest wurde 2005 in Oberhausen ausgerichtet und als Sieger ging die Band Juli mit ihrem Song „Geile Zeit“ für das Bundesland Hessen hervor. Der Sender ProSieben konnte sich zwar anfangs über gute Einschaltquoten bei Raabs musikalischen Shows freuen, jedoch gingen diese nach und nach zurück. Der Grund dafür könnte die große Anzahl an Casting- und anderen musikalischen Shows im deutschen Fernsehen sein.
Der „Alleskönner“ Stefan Raab startete seine Karriere als Metzger und ist heute ein fester Bestandteil des Showbusiness. Seine Projekte und Konzepte sind innovativ und finden beim deutschen Publikum Anklang. „TV total“ ist seit 13 Jahren erfolgreich und Schlag den Raab ist für viele Zuschauer ein Pflichttermin. Jedoch gehen die Einschaltquoten vieler Shows nach den ersten paar Folgen zurück, was darauf schließen lässt, dass sie ihren anfänglichen Reiz verlieren. Aus etwas Neuem wird etwas Altes. Es ist ebenfalls zu erwähnen, dass Stefan Raab mit seiner  Art und seinem speziellen Humor nicht nur auf Sympathie bei den Zuschauern stößt. Trotzdem dürfen wir aufgrund seines Erfolges im Showbusiness sicherlich auf weitere Projekte von ihm gespannt sein.  

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