von Viktoria Egenhofer
Es ist wieder so weit: Elf mutige „Promis“ wagten sich am 13. Januar zum sechsten Mal in den australischen Dschungel, um sich waghalsigen Dschungel-prüfungen zu stellen und das Publikum gespannt vor den Fernseher zu locken. Ähnlich wie im Format „Big Brother“ setzen sich die „Stars“, die ihr Vermögen (sofern sie einmal welches hatten) verschleudert haben, 2 Wochen lang, 24 Stunden am Tag den Kameras aus und bieten dem Zuschauer tiefe Einblicke, sowohl persönlich als auch – wie im Fall von Micaela Schäfer – körperlich. Brigitte Nielsen erhielt für ihre Teilnahme eine Gage von 150.000 Euro und ist somit die höchstverdienende Kandidatin in der Geschichte des Formats. Das Ziel einer jeden Staffel ist es, Dschungelkönig/in zu werden. Auch hier lockt der Sender mit einer attraktiven Belohnung.
Das Format haben sich die Redakteure von RTL vom britischen „I’m a Celebrity, Get Me Out of Here!“ abgeschaut. Ähnliche Shows gibt es auch in den USA, Frankreich, Italien und den Niederlanden.
Sonja Zietlow und Dirk Bach sind als Moderatorenduo ein sehr unterhaltsamster Teil der Show. Die spitzen und oft auch politischen Bemerkungen und Ankündigungen der Geschichten, die sich im Camp abspielen, wecken Interesse und haben einen großen Aktualitätsbezug und bilden einen ironischen Kontrast zur Sendung. Trotz fragwürdigen Niveaus der Sendung erkennt man kreative und qualifizierte Redakteure, die hinter dem umstrittenen Format stecken. Dirk Bach vermutete zum Beispiel erst kürzlich, dass Micaela Schäfer bald einen Anruf aus Frankreich bekommen könnte (Eine Anspielung auf den derzeitigen Skandal über Brustimplantate aus Frankreich). Weil sich Rocco Stark über seinen Vater Uwe Ochsenknecht abfällig äußerte schrieb Halbbruder Jimi Blue Ochsenknecht am 13. Januar über Twitter: "Wat für 'ne Blamierung für die Family." Auch darüber konnten sich die Moderatoren wieder einmal köstlich amüsieren.
Diese Moderationen führen meist zu einer kurzen Zusammenfassung eines ‚interessanten‘ Themas. Martin Kesici wurde beispielsweise wegen seines meist unhygienischen Verhaltens zur Hauptperson einer dieser kurzen Ausschnitte. Starke Bildarbeit und Montagetechnik zeigten den „echten berliner Rocker“ beim in der Nase bohren, Rülpsen und als er ins Camp urinierte. Über die Ästhetik der Sendung lässt sich in diesem Fall streiten und doch bemerkt man auch wie gekonnt Ton und Bild harmonieren. Die Montage des Bilds ist notwendig, da sich die Ereignisse über den Tag verteilt abspielen und in wenigen Minuten gezeigt werden.
Der Zuschauer wird aktiv ins Format eingebunden, indem er entscheiden kann, wer das Camp verlassen muss und wer zur nächsten Dschungelprüfung antritt. In den Prüfungen sammeln die „Promis“ Sterne und können so zusätzliches Essen erwerben. In Kakerlaken baden, in ein Becken mit uralten Fischresten steigen oder einen Hut gefüllt mit Mehlwürmern tragen sind meist noch die harmlosen Quälereien. Maden, Krokodilpenisse, Rattenhirn oder Känguruhoden essen sind keine Seltenheit und erfreuen weder den Star noch das Publikum und doch sitzen die Zuschauer gebannt und hoffentlich erschüttert vor dem Fernseher. Das Finale der fünften Staffel am 29. Januar 2011 sahen im Schnitt 8,93 Millionen Menschen an, womit es sich von allen Staffeln um die Folge mit den bisher höchsten Zuschauerzahlen handelt.
C-Promis, die ihren Bekanntheitsheitsgrad steigern wollen und dafür gänzlich vor den Kameras blankziehen faszinieren das Publikum auf fragwürdige Weise. Die Show wackelt auf einem schmalen Grat zwischen extremer Inszenierung und Realität. Vielleicht erfreut es die Zuschauer, dass sogenannte Stars auch nur Menschen sind. Mit einer Mischung aus Ekel, Fremdschämen und Begeisterung lockt die Sendung, trotz der unüblichen Sendezeit um 22.15 Uhr, ein Millionenpublikum ins Wohnzimmer und sorgt für reichlich Gesprächsstoff bei Jung, Alt und in der Bildzeitung.
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