von Tobias Dirmeier
Die Simpsons gehören seit über zwei Jahrzehnten zu den populärsten Fernsehfiguren überhaupt. Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Simpson sind die Hauptprotagonisten der nach ihnen benannten Zeichentrickserie The Simpsons, die aktuell in der 23. Staffel läuft und damit die am längsten laufende US-Fernsehserie zur Hauptsendezeit ist. Die animierte Sitcom war über die Jahre für unzählige Auszeichnungen nominiert, beispielsweise 64 mal für den Primetime Emmy Award. Die begehrte Trophäe gewann die Serie schließlich 27 mal und gilt damit als die Serie mit den meisten Emmy-Awards in der Fernsehgeschichte. The Simpsons haben auch Einträge im Guinness-Buch der Rekorde als die am längsten laufende Zeichentrickserie und die am längsten laufende Sitcom aller Zeiten. Vor kurzem erreichten die Simpsons einen weiteren Meilenstein: Die 500. Episode wurde in den Vereinigten Staaten ausgestrahlt. Ein Ereignis, über das groß in den Medien berichtet wurde. Grund genug, die Entwicklung der Kult-Serie einmal kurz Revue passieren zu lassen.
Die erste 22-minütige Episode von The Simpsons wurde am 17. Dezember 1989 in den USA auf dem Fernsehsender Fox ausgestrahlt, doch bereits zwei Jahre zuvor hatte die Serie ihre Anfänge in Form von kurzen, ca. 1-minütigen Pausenfüllern in der ebenfalls von Fox produzierten Primetime Comedy Sendung The Tracy Ullman Show. Über drei Staffeln wurden 48 dieser sogenannten "Shorts" innerhalb der Tracy Ullman Show ausgestrahlt und die Simpsons konnten mit ihrem schon damals recht sarkastischen Humor sehr bald eine große Fangemeinde für sich gewinnen. Die logische Konsequenz aus dem großen Erfolg der Simpsons Shorts war die Entwicklung einer eigenständigen Fernsehserie. Serienschöpfer Matt Groening, der sich zuvor bereits als Karikaturist und Autor der Comicstrip-Reihe Life in Hell einen Namen gemacht hatte, entwickelte die Familie Simpson in Anlehnung an seine eigenen Eltern und Geschwister. Er benannte Homer beispielweise nach seinem Vater und Lisa nach einer seiner Schwestern. Die Zeichentrickfamilie hatte daher von Anfang an sehr menschliche Züge.
Wenn man sich eine Episode der Simpsons ansieht, könnte man fast vergessen, dass man es mit einer Zeichentrickserie zu tun hat. Die Serie hat jedenfalls mehr mit einer amerikanischen Sitcom gemeinsam als mit einer klassischem Zeichentrickserie. Stilistisch sind The Simpsons vergleichbar mit Married... with Children oder Alf und gelten deshalb als Vorreiter des Genres "Animated Sitcom". Anders als der Großteil der Zeichentrickserien sind animierte Sitcoms zur Ausstrahlung in der Primetime vorgesehen und werden in erster Linie nicht für Kinder produziert. Die Hauptzielgruppe ist ein älteres Publikum, weshalb der Humor durchaus derb sein kann. Zudem gibt versteckte Gags, Anspielungen und Parodien, die jüngere Zuschauer nicht unbedingt verstehen. Anders als neuere Vertreter des Genres wie South Park oder Family Guy, deren Inhalte häufig anzüglich oder brutal sind, waren The Simpsons aber immer als eine Serie für die ganze Familie konzipiert. Nach dem Vorbild von The Flinstones (1960), der ersten animierten Sitcom, verbanden die Macher der Simpsons gekonnt Slapstick Comedy mit intellektuellem Humor und Anspielungen auf aktuelle Themen. Sowohl Erwachsene als auch Kinder fanden deshalb Gefallen an der Serie.
Doch die Simpsons gingen mit ihrem anarchischen Humor und Sarkasmus einen großen Schritt weiter als die Flinstones. Die Drehbuchautoren der Serie, zu denen Anfang der 1990er Jahre auch der Late Night Moderator Conan O'Brien zählte, schrieben die Simpsons-Geschichten als perfekte Parodien auf die amerikanische Gesellschaft. Viele Episoden behandelten beispielsweise ernste Themen wie Konflikte zwischen Erwachsenen und Kindern, die Kluft zwischen Armen und Reichen, Terrorismus, Fanatismus, Korruption, Betrug. All diese Themen wurden mehrfach in der Serie aufgegriffen, verpackt in einer lustigen und auch für Kinder geeigneten Form. Das hatte es so zuvor noch nie in einer Zeichentrickserie gegeben.
Die Macher der Serie trauten sich auch, umstrittene Themen anzusprechen und machten sich über alles und jeden lustig. Keine Person aus dem öffentlichen Leben war vor einer Parodie in The Simpsons sicher: Schauspieler, Musiker, Moderatoren, Buchautoren oder Politiker. Alle wurden parodiert. Eine große Zahl von Prominenten wollte sogar freiwillig bei den Simpsons zu Gast sein und synchronisierte sich selbst. Fast in jeder Episode gab es einen Gastsprecher. Viele Personen, vor allem Politiker, waren aber sicherlich unfreiwillig zu Gast. US-Präsidenten gehörten mit zu den am häufigsten persiflierten Personen.
Etwa acht Jahre lang konnte kaum eine Serie die Qualität der Simpsons erreichen. So gut wie alle Episoden waren perfekt durchdacht, die Gags hervorragend. Ab ca. 1998 war ein Qualitätseinbruch bei einzelnen Episoden zu erkennen, der in den folgenden Staffeln immer deutlicher wurde. Die Drehbuchautoren versuchten zwanghaft, den Stil der Simpsons an die damals neue, sehr erfolgreiche Serie South Park anzupassen. Doch der gewalttätige Stil von South Park passte gar nicht zu den Simpsons und schadete der Serie nur. Zwar wurden Gewalttätigkeiten über die Jahre wieder auf ein Minimum reduziert, doch seitdem gab es keine durchgehend perfekte Staffel mehr. Einzelne Episoden erreichen zwar zum Teil die Qualität der Episoden der klassischen ersten acht Staffeln, doch insgesamt hat sich die Serie sehr verändert. Das ist aber auch nicht verwunderlich. Keine Serie kann ein viertel Jahrhundert lang den gleichen Stil bei gleicher Qualität beibehalten. In der Fernsehgeschichte gab es jedenfalls genügend Serien, die schon nach wenigen Staffeln ihre Reserven verbraucht hatten und immer schlechter wurden, bis es schließlich zur Absetzung kam. Die Macher der Simpsons haben über viele Jahre bewiesen, dass sie immer noch gute Gags schreiben können. Mal ist eine Episode besser, mal schlechter, aber insgesamt weiß die Serie ihre Zuschauer immer noch gut zu unterhalten. Insofern haben sich die Simpsons über all die Jahre recht gut gehalten und werden uns mit Sicherheit noch einige Jahre erhalten bleiben
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