TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Freitag, 10. November 2017

Promi Shopping Queen - Die alte Idee, aber alles neu!

von Lena Jung

Es ist mal wieder soweit! Es ist Sonntagabend und ich habe nichts Besseres zu tun, als durch das TV-Programm zu zappen und auf etwas Unterhaltung zu hoffen. Etwas Seltenes seitdem RTL und Co. ihr Programm an eine Art Kostensparplan angepasst haben und deswegen auf Billigproduktionen wie Brennpunkt oder Mitten im Leben setzen. Doch Shopping Queen war bisher eine Sendung, die ich immer gerne geschaut habe. Nicht nur weil ich modebegeistert bin, sondern auch weil ich Guidos Kommentare zum Schreien komisch finde.


Was ist Shopping Queen eigentlich? Shopping Queen ist eine Reality-Sendung, bei der fünf Kandidatinnen aus einer Stadt gegeneinander bei einer Art Shoppingmarathon antreten. Jede Teilnehmerin bekommt einen Umschlag mit 500€ und ein Motto, das für alle gleich ist. Dann hat jede - an einem anderen Tag natürlich - 4 Stunden lang Zeit, ein komplettes Outfit mit passendem Make-up und einer passenden Frisur zu ergattern, das die anderen Teilnehmer und vor allem Guido von den Socken haut. Das neue Outfit wird noch am selben Tag auf einem Catwalk präsentiert. Jede Teilnehmerin darf das Ergebnis der Konkurrentinnen mit 0-10 Punkten krönen, wobei 0 die schlechteste und 10 die beste Bewertung ist. 

Die Kandidatinnen werden von einem Kamerateam auf ihrem Shoppingtrip begleitet, während ihre Konkurrentinnen ihre Wohnung auseinandernehmen dürfen. So werden Schränke geplündert, Einrichtungsstile kritisiert und Dekorationen analysiert. Am Ende der Sendung dürfen die Damen, die zum Teil gar nicht unterschiedlicher sein können, endlich auf den Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer treffen und werden von ihm bewertet. Dabei verliert er vor ihnen kaum ein schlechtes Wort, während er als Kommentator während des Shoppings mit seinen Sprüchen kein Blatt vor den Mund nimmt. 

Diejenige mit den meisten Punkten gewinnt die Show und erhält 1000€ Shopping-Taschengeld. Die Sendung hat bisher große Erfolge eingefahren. 2015 lag die Gesamtzahl bei 1,7 Millionen Zuschauern (laut Wikipedia). Doch immer das Gleiche wird mit der Zeit auch langweilig und so denken sich die Macher von Shopping Queen immer wieder neue Versionen der Show aus. Vom Männerspecial über das Zwillings-Spezial sind wir nun also wieder beim üblichen gelandet, was Produzenten tun, wenn ihnen gar nichts Neues mehr einfällt: Ein Promi-Spezial. Was RTL kann, kann VOX schon lange! 

Soweit ich mich erinnern kann, war das Promi-Special bisher eins zu eins das Gleiche wie Shopping Queen nur eben mit bekannteren Teilnehmern. Doch seit dieser Folge ist alles anders. Aber gut, geben wir dem neuen Format doch mal eine Chance. Was ist anders? Was ist gleich? Gleich ist, dass immer noch alle Kandidatinnen dasselbe Motto bekommen und Guido den Werdegang der Outfits kommentiert. Das war‘s allerdings. Ansonsten alles neu. Kann gut sein, kann aber auch schlecht sein. Motto der heutigen Show ist: „Glänzend aufgelegt! Kreiere ein stilvolles Outfit rund um Pailletten, Glitzer und Strass!“ Die Kandidaten sind Reality-Star Daniela Katzenberger, Curvy-Model Angelina Kirsch und Schauspielerin und Komödiantin Esther Schweins. Mir ist leider nicht jede der Damen bekannt. Ups, sowas sollte man doch wissen, wenn man mit RTL und RTL II großgeworden ist. Gott sei Dank werden zu Beginn der Sendung alle drei Kandidatinnen kurz vorgestellt. Aber Moment mal! Ist Daniela Katzenberger nicht berühmt geworden für ihre künstliche Art? Na das wird lustig beim Motto „Kreiere ein stilvolles Outfit…“ mit der Lieblingsfarbe Barbie-Pink. War bestimmt gar keine Absicht von Guido. 

Zurück zur Sendung. Anstatt dass die Kandidatinnen alle in der gleichen Stadt zu shoppen haben, hat jede in ihrer Heimatstadt den Einkaufmarathon vollbracht. Die Teilnehmerinnen treffen sich nun nicht mehr in der Wohnung der jeweiligen Shoppenden, sondern sie treffen sich in einem Berliner Studio, um ihren Shoppingwerdegang gemeinsam anzuschauen. Die Location ist zwar schön hergerichtet, aber nun fehlt einem der genauere Einblick in den Stil und in die Persönlichkeit der Personen. Ob sich die Promis geweigert haben, den Zuschauern private Einsichten in ihren Lebensstil zu gewähren? Oder ist es einfach kostengünstiger, in einem Studio zu drehen à la RTL? Finde ich schade, denn ich bin - wie vermutlich alle anderen Shopping Queen-Zuschauer - ein neugieriger Mensch, aber nun gut. 

Jede hat eine kleine Auswahl ihres Kleiderschranks mitgebracht, damit die Zuschauer doch einen kleinen Einblick in den Stil der Personen bekommen. Mir ist natürlich klar, dass auch beim normalen Shopping Queen, die Leute vorher ihren Schrank bzw. ihre Wohnung aussortieren, damit es im TV nicht öffentlich zu peinlichen Situationen kommen kann, aber es wird wenigstens so versucht die Illusion zu erhalten, dass es echt ist.

Vor dem großen Shoppen bekommt jede einzelne eine sogenannte Fashion-Bag. Diese ent-hält Hinweise, wie das Motto der Sendung von der jeweiligen Kandidatin verstanden werden soll. Diese Hinweise dürfen auch für das Outfit verwendet werden, müssen aber nicht. Gestartet wird mit Angelina, dem Curvy-Model aus Hamburg. Als sie das Motto erfährt, dreht sie fast schon durch. „Ich bin eine Glitzerqueen!“, quietscht sie. Je mehr sie auspackt, desto hysterischer wird sie. Ich hoffe, sie beruhigt sich bald. Nach einer kurzen Vorstellung von Angelinas Shoppingbegleitung, irgendeinem Promi, den ich schon wieder nicht kenne, geht’s dann auch endlich los. Rein in den quietschpinken Shoppingbus und ab Richtung Innenstadt. Doch während der kompletten Fahrt beruhigt sie sich kein bisschen. Naja, bei dem Shoppingstress, den sie gleich haben wird, geht sie schon irgendwann k.o. Aber nein, falsch gedacht! Das Curvy-Model powert übertrieben gut gelaunt bis zum Ende des Shoppingtrips durch. Wenigstens ist ihr Outfit super! Aber hoffentlich lassen es die anderen Kandidatinnen ein wenig ruhiger angehen.

Die Nächste ist die Komikerin und Schauspielerin Esther aus Palma de Mallorca. Sie wird kurz in ihrem Büro besucht und es wird relativ schnell klar: Sie ist ruhig und entspannt... Sehr ruhig und entspannt… Zu ruhig und entspannt! Ja, vielleicht kann man es mir auch einfach nicht recht machen, aber als sie während der Sendung zu meditieren anfängt, muss ich echt kurz umschalten. Beim „Einatmen, bis drei zählen, Ausatmen bis vier. Beim Ausatmen immer einmal länger als beim Einatmen.“ wird es mir dann doch zu viel. Stressen lässt sich Esther während des gesamten Shoppingtrips nicht. Ihr ist aber auch am Tag vorher der Poolstaubsauger auf den Zeh gefallen, da muss man sich ja schonen. Warum sie ihre Shoppingbegleitung ausgewählt hat, ist mir auch unklar, denn während der gesamten vier Stunden wird diese entweder ignoriert oder runtergemacht. Esthers Outfit ist flippig und überhaupt nicht mein Geschmack, aber wenigstens hab ich dank Guidos Kommentare immer was zu lachen!

Nun kommt die letzte Kandidatin: Reality-Katze Daniela, die laut eigenen Aussagen eine „Stilpanne“ darstellt. Auch sie shoppt in ihrer Heimat auf der Insel Mallorca. Ihre Hinweise waren eindeutig: Natürlichkeit und absolutes Pink-Verbot. Ihre Shoppingbegleitung - ihr Mann - bleibt ebenso skeptisch, dass die Katze einen natürlichen Look schafft, wie sie selbst - und ich. Im ersten Geschäft probiert sie gar nichts und nach einem kurzen Anfall von Verzweiflung kommen sie an einem Geschäft an, in dem sie DAS Kleid à la Audrey Hepburn findet. Nach und nach wird das Unmögliche wahr. Daniela Katzenberger, der Inbegriff für Künstlichkeit, kreiert einen Look, der an Stil kaum zu überbieten ist. Und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine. Auch Angelina und Esther stimmen dem zu. Nach Vergabe der Punkte, stehen Daniela und Angelina zusammen auf Platz 1. Jetzt fehlen nur noch Guidos Bewertungen, womit endlich die Shopping Queen gekürt werden kann. Die Gewinnerin erhält 3000€ für einen guten Zweck. Das heißt, das Geld wird an wohltätige Organisationen gespendet.

Wer nun also wissen will, wer die Promi Shopping Queen am 10. September 2017 geworden ist, dem kann ich die Folge wirklich ans Herz legen, auch wenn man zwischendurch mal gerne kurz umschalten möchte. (Möglich ist dies auf der Internetseite vom TV-Sender VOX selbst.) Denn genau diese Folge ist anders, als alle anderen. Am Ende fließen sogar die Tränen. Auch generell muss ich mir zum Schluss eingestehen, dass mir die Sendung wieder viel Spaß bereitet hat, denn Guidos Kommentare sind immer passend und drücken genau das aus, was sich der Zuschauer denkt. Und obwohl ich die alte Version von Promi Shopping Queen bevorzuge und mich währenddessen viel aufregen musste, werde ich wohl nächsten Sonntag wieder vor dem Fernseher sitzen, wenn es heißt: „Es ist mal wieder soweit, eine neue Folge von Promi Shopping Queen…“ Und wieder werde ich bei den meisten Situationen die Augen verdrehen. Aber genau darauf zielt doch die Sendung ab. Dass man den Kopf schüttelt bei gewissen Situationen, bei denen Guido mit seinen lustigen Kommentaren noch eins draufsetzt.

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