TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 13. November 2017

New Girl: Der 'Clash of Characters'

von Sophia Lattermann 

Strahlende blaue Augen, üppige braune Locken, eine nerdige Brille und einen Hang zur Dramatik und zum spontanen Singen - das ist Jess. Optimistisch, aufgedreht und ein bisschen eigen präsentiert sich die weibliche Hauptfigur der Sitcom New Girl und spielt sich mit einer Mischung aus zauberhaft und ulkig in die Herzen der Fans. Die Figur Jessica Day, kurz „Jess“, gespielt von der schon aus „500 Days of Summer“ bekannten Zooey Deschanel, zieht, nachdem sie ihren langjährigen Partner Spencer beim Betrügen erwischt hat, Hals über Kopf in ein neues Heim. Die Grundschullehrerin findet Unterschlupf in einer Wohngemeinschaft im Viertel Downtown in Los Angeles. Dort trifft sie auf mindestens genauso verrückte Mitbewohner mit eigenen Macken. Ein chaotisches Zusammenleben ist vorprogrammiert.  

Schmidt ist ein selbsterklärter Frauenheld mit einer etwas narzisstischen Ader, der in jedem möglichen Moment sein Shirt auszieht und sein eigenes „Douchebag Jar“ hat, in das er bei jedem Macho-Spruch einzahlen muss. Er hat außerdem einen Hang zum Luxus und zur Exklusivität, was ihn dazu bringt im Kimono durch die WG zu laufen, nur das beste Sushi zu bestellen oder nur edle Anzüge zu tragen. Seine penible Art führt dazu, dass er den Haushalt der WG beinahe im Alleingang schmeißt. Sein bester Freund aus Collegezeit ist der etwas chaotische und zynische Nick Miller aus Chicago, ein gescheiterter Jura Student, der zu Beginn der Serie als Barkeeper arbeitet und einen bisher nie vollendeten Zombie Roman schreibt. Die pessimistische Seite Nicks und der pure Optimismus von Jess prallen oft aufeinander, was Nick im Zitat: "I could pretend to be more like you, Jess, and live on a sparkly rainbow and drive a unicorn around and just sing all the time." passend zusammenfasst. Außerdem scheint Nick ein bequemer Mensch zu sein, der wirkt als hätte er keine großen Karriereziele (im Gegensatz zu Schmidt). Seine chaotische Einstellung in jedem Lebensbereich kollidiert manchmal mit Schmidts Putzfimmel und strukturierten Leben. Nick bringt selten „Dinge zum Ende“, ist jedoch, wenn es darauf ankommt, zuverlässig für seine Freunde da. Der dritte Mitbewohner ist der Personal Trainer Coach, der jedoch bis zur dritten Staffel nur in der ersten Folge vorkommt, da er zu seiner Freundin zieht. Für ihn springt Winston ein, ein ehemaliger Profi Basketballspieler in Lettland, der in die USA zurückkehrt und zu Beginn Schwierigkeiten hat einen Job zu finden. Später ist Winston sehr vernarrt ihn seine Katze Ferguson, die er aus Trotz behält, als er seine Ex-Freundin beim Betrug mit einem anderen Mann erwischt. Cece, ein Model, ist seit ihrer Kindheit die beste Freundin von Jess, hat indische Wurzeln und stellt den fünften Hauptcharakter der Freunde.  

Die „Modelfreunde“ von Jess sind auch in der Pilotfolge der Serie ausschlaggebend für die Zusage der drei Männer Jess in ihre WG aufzunehmen. Nachdem jedoch nach einer Woche noch kein Model in der WG zu sehen war und Jess im Marathon zum x-ten Mal heulend Dirty Dancing ansieht um den Trennungsschmerz zu überwinden, beschließen die Jungs, dass sich etwas verändern muss und nehmen Jess mit in eine Bar. Dort trifft sie zwar einen charmanten jungen Mann und verabredet ein Date, dieser taucht jedoch am nächsten Abend nicht auf. Als die Jungs erfahren, dass Jess versetzt wurde, verzichten sie auf ihre eigene Party und eilen zur Hilfe. Angekommen fangen sie an sehr schief „I had the time of my life“ zu singen und scheuen sich nicht, sich zu blamieren, um Jess aufzumuntern. In dieser Schlussszene zeigt sich bereits das Band und die Loyalität der Freunde, die sich durch die ganze Serie ziehen wird und die die Freundschaft und den Zusammenhalt deutlich macht. 

Die Serie präsentiert einen Einblick in das Leben der WG Mitbewohner, in ihre Freundschaft und ihre Romanzen und zeigt die manchmal wirren aber humorvollen Versuche ihren Platz in der Welt zu finden. Alles in allem ist die Sitcom ein gelungenes Unterhaltungsprogramm, dessen Schema auch nach mehrmaligen Ansehen noch funktioniert und amüsiert. Die Serie lebt von der Unterschiedlichkeit der Charaktere, die zu Reibungen führen und die sich trotzdem so gut ergänzen. Das witzige Zusammenspiel der exzentrischen Persönlichkeiten und die sich dadurch ergebende Komik der Sitcom sorgen für Lacher und machen das Zusehen zum Spaß. Die witzigen Situationen und Dialoge verdecken nicht die Botschaft hinter der Sitcom: ein tiefes Band von Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung, und auch Akzeptanz für das verrückte Verhalten ihrer Mitbewohner. Der Zuschauer gewinnt die Charaktere durch ihre Eigenarten und verrückten Macken lieb und taucht ein in das Schema der unterschiedlichen Persönlichkeiten, das jedoch durch die Weiterentwicklung der Charaktere nicht langweilig wird. Seit ihrer Premiere in 2011 wurde die Serie für fünf Emmy Awards, fünf Golden Globe Awards sowie weitere Preise nominiert und sicherte sich mit ihrer eigenen humorvollen und liebenswürdigen Art einen festen Platz in der Welt der Serien.

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