Sonntag morgens
11:30. Die ganze Familie versammelt sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher. "Hallo
Maus-Fans!" Auf dem Bildschirm schaut hinter einem Busch ein etwas
dicklicher, munter dreinschauender Mann hervor – natürlich – in einem grünen
Pullover. Und jedes Mal dieselbe Frage neben mir vom Sofa: "Mensch, hat
der denn keinen anderen Pullover daheim?" Der grüne Pullover - ein Markenzeichen,
das wirklich fast jeder wiedererkennt. Ein Bild, dass auch ich noch aus meiner
Kindheit im Kopf habe oder auch direkt vor meinen Augen - denn die Sendung mit der Maus wird einfach
niemals out. Seit 1971 hat die Maus schon mehreren Generationen die Welt
erklärt. Die Sendung wurde seitdem mehrmals national und international
ausgezeichnet und gilt als eine der erfolgreichsten Kindersendungen des
deutschen Fernsehens. Aber genug mit den Fakten und zurück ins Wohnzimmer, denn
heute soll ja noch so einiges gelernt werden. Nachdem Christoph Biemann – der
Mann im grünen Pullover – genau analysiert hat, was alles im Frühling im Garten
blüht, wird uns im Vorspann erzählt, was uns heute alles so an "Lach- und
Sachgeschichten" erwartet.
Vor allem die Wiederholung des Vorspanns in
einer Fremdsprache ist natürlich ein Muss. Jedes Mal kann jeder auf ein Neues
raten, welche Sprache er meint zu verstehen. Heute war es Chinesisch, ganz klar
– das hat sogar mein sechsjähriger Bruder erkannt. Zu aller erst werden wir
über das "Geheimnis der runden Konservendose" aufgeklärt. Warum sind
Konservendosen überhaupt rund? Eine Frage, die ich mir selbst noch nie gestellt
hatte. Denn obwohl alle "Sachgeschichten" in einer kindergerechten
Sprache sehr deutlich und sehr ausführlich erklärt werden, kann selbst ein
Erwachsener jede Woche wieder aufs Neue etwas lernen. Und womit ich auch rechnen
muss, ist, dass meine Geschwister, wenn ich fatalerweise eine oder mehrere
Folgen verpasst habe, einiges besser wissen als ich. Später erfahren wir dann
auch, warum die Konservendose rund ist und nicht eckig – nämlich, weil die Dose
sich beim Erhitzen ausdehnt und alles was eckig ist dadurch sowieso rund werden
würde. Aha, und wieder etwas gelernt.
Die
nächste Szene ist ein sogenannter Maus-Spot, hier treten neben der Maus oft
auch der Elefant und die Ente auf. Gemeinsam lösen sie immer auf lustige Art
und Weise Probleme, dabei sprechen die Figuren nicht. Untermalt werden die
kurzen Spots mit Musik und Soundeffekten. Das Augenklimpern der Maus ist hier jedes
Mal wieder sehr einprägsam und vielleicht auch ein kleines bisschen nervig. Im
heutigen Maus-Spot sehen wir die Maus, wie sie genervt versucht, in einem
extrem quietschenden Bett einzuschlafen. Das Problem ist nur, dass es draußen
schon hell ist und die grelle Sonne in das Zimmer scheint. Die Maus hat aber
natürlich einen bahnbrechenden Einfall. Kurzerhand übermalt sie einfach das
Fenster mit dunkler Farbe und verziert es noch mit Mond und Sternen. Ein Trick,
den ich mir auf jeden Fall merken muss, wenn ich das nächste Mal morgens vom
Feiern heimkomme.
Neben allerlei Wissenswertem gibt es natürlich noch einige
"Lachgeschichten" zur Unterhaltung, die vielleicht für den Erwachsenen
nicht mehr ganz so witzig sind, bei Kindern aber auf jeden Fall Spitze
ankommen. Heute wird uns das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse erzählt.
Außerdem lernen wir später noch eine echte Prinzessin kennen, nämlich Prinzessin
Eilika von Anhalt, die nicht nur den ganzen Tag herumwandert und hübsch
aussieht, sondern – zum Erstaunen mancher Zuschauer - auch selbst Gemüse
schneiden muss. Und zum Schluss kommt natürlich noch der von uns allen so
geliebte Käpt'n Blaubär, der uns
wieder die allergrößte Lügengeschichte überhaupt auftischt und zwar wie er der
Königinmutter von Feuerland einen lilaschwänzigen Quasselschnäbler besorgt hat.
Da musste auch ich noch ein wenig schmunzeln.
Die Sendung mit der Maus kennt einfach keine Altersgrenze. Im Internet
wird die Sendung als "sehr alt, aber sehr modern" tituliert, denn die
Maus ist mittlerweile auch schon 46 Jahre alt. Die
Liebe der Zuschauer zu der Sendung wird jedoch nicht geschmälert, denn im Programm
ist wirklich für Jeden etwas dabei. Auch wenn das Zielpublikum eigentlich
Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter darstellt, wird das
Durchschnittsalter der Rezipienten auf 40 Jahre geschätzt. Meistens ist es
eben doch die ganze Familie, die Sonntag morgens vor dem Fernseher sitzt um vielleicht
wieder etwas Neues zu lernen. Die Maus erklärte uns, wie die Zahnpasta in die
Tube kommt, warum der Himmel blau ist, wie man Kaugummi herstellt, wie die
Löcher in den Käse kommen oder wie das Wetter funktioniert. Sie schreckte auch
nicht vor komplexen Themen wie Tschernobyl, der Nachkriegszeit oder dem
Internet zurück. Deshalb bleibt die Sendung
mit der Maus, neben all dem Reality-TV und den Talk-Shows einfach etwas
Besonderes. Wie auch Armin Maiwald, der Erfinder der Maus, im Interview mit der
ZEIT feststellt: "Die Sendung mit
der Maus macht einige Zuschauer vielleicht schlauer, das Fernsehen
allgemein nicht."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen