von Eileen Osthoff
2010, ein Tag wie jeder andere. Mein Bruder ruft mich an und
fragt mich, ob ich ihm die zweite Staffel von „Doctors Diary“ kaufen und
mitbringen kann. Klar, kein Problem, nach der Arbeit gehe ich kurz zu Media
Markt. Dort angekommen finde ich aber nur eine deutsche RTL Produktion, auch
noch mit dieser grauenhaften Schauspielerin, Diana Amft, auf dem Cover. Das
muss ein Irrtum sein. Ich rufe meinen Bruder zurück, um nachzufragen. Ehrlich?
RTL? Davon willst DU die zweite Staffel sehen? Oh Gott. Sein Vorschlag mit ihm
die erste Folge zu gucken, damit ich mich doch bitte selber überzeugen kann,
nehme ich, weniger begeistert, an. Denn ehrlich gesagt sind meine Erwartungen
gegenüber der Autorenschaft von GZSZ, Alles was zählt, Schwiegertochter gesucht
und Co. nicht allzu hoch.
Wie so oft sollte mein großer Bruder aber Recht behalten.
Nach 45 Minuten, so lange geht eine Folge, war ich hin und weg von der etwas
übergewichtigen Schokoliebhaberin und Ärztin Doktor Haase, die nach ihrer
Trennung natürlich nun mit ihrem Jugendschwarm Doktor Marc Meier (Florian David
Fitz) konfrontiert wird. So viel Charm und Witz hätte ich der Serie gar nicht
zugetraut. Aber das sehr überzeugend gespielte deutsche Pendant zu „Bridget
Jones“ gemischt mit „Scrubs“ ist nun mal urkomisch. RTL hin oder her.
Neben den Gedanken der, am Anfang der Serie, 29-Jährigen
unendlich romantischen Tagebuchschreiberin Gretchen Haase, geht es in dieser
Serie aber auch um den Krankenhausalltag. Als würde das Gefühlschaos von
Gretchen nicht reichen, hat sie es sehr schwer im Krankenhaus, als Tochter des
Chefarztes und natürlich als Frau ernst genommen zu werden. Dass der leitende
Arzt Traummann Marc Meier ist, der sie in der Schulzeit immer gemobbt hat,
macht das ganze Unterfangen nicht einfacher. Zusätzliche Charaktere, wie der
sensible Frauenversteher und Frauenarzt Medi Kaan, die hinterlistige und gemeine
Gegenspielerin Schwester Gabi und die ebenfalls romantische und immer auf
Gretchens Seite stehende Schwester Sabine, lassen den Krankenhausalltag nicht
langweilig werden und versprechen viel Konfliktpotential.
Weil Margarete „Gretchen“ Haase nun mal in jedes
Fettnäpfchen tritt und Marc es einfach nicht lassen kann, sich über das Gewicht
der neuen Möchtegernärztin lustig zu machen, sind die Rollen von Anfang an klar
verteilt. Auf den ersten Blick mögen diese Klischees flapsig erscheinen, jedoch
machen genau diese Rollen die Charaktere so authentisch und sympathisch. Aber
wie nicht anders zu erwarten, schafft es Gretchen irgendwann die harte Schale
des gefühlskalten Marc zu knacken, doch das kann der Machoarzt natürlich nicht
zulassen. Währenddessen gilt es immer noch ungewöhnliche Krankheiten, verrückte
Patienten und natürlich die Probleme des Alltags zu bewältigen.
Ob und vor allem wie Gretchen endlich zu ihrem Märchen-Ende
mit dem Prinzen auf dem weißen Ross kommt, entscheidet sich mit einigen Höhen
und noch viel mehr Tiefen in 24 Folgen aufgeteilt in drei Staffeln meiner
deutschen Lieblingsserie „Doctor‘s Diary“.
Ein paar Wochen später stehe ich wieder im Media Markt,
diesmal um mir selber die noch fehlende letzte dritte Staffel zu besorgen. Wer
hätte das gedacht? Ich nicht!
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