von Jana Kodadova
Es ist 20: 15 Uhr,
das Abendprogramm im Fernsehen beginnt. Die Wahl fällt heute auf Greys Anatomie
– die bekannte Serie aus Amerika, die von Beziehungsdramen der jungen
Assistenzärzte und aus deren Alltagsleben erzählt. Meredith Grey beginnt zu
erzählen, was aus der vergangenen Folge für die heutige zu wissen ist – die
Titelmelodie setzt ein und als endlich die erwartete Szenerie im Krankenhaus
beginnt, ist es soweit – Werbung.
Es sind knapp der
13 Minuten des heutigen Teils vergangen und der Zuschauer weiß immer noch
nicht, was heute passieren wird. Lediglich die Vorschau die man im gestrigen
Abendprogramm auf Pro7 entdeckt hat, gibt einen Vorgeschmack für heute. Die
Werbepause dauert inklusive Information über die Blockbuster des Wochenendes
ganze zehn Minuten. Früher holte man sich während der Pause eine Tüte Chips
oder verfolgte die Werbespots, nach ca. drei Minuten ging es dann wieder
weiter, heute bekommt man sogar Zeit um zu duschen oder die beste Freundin
anzurufen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich die neusten Werbungen
anzusehen oder herauszufinden, was sich so auf den übrigen Sendern ereignet.
Lediglich die
öffentlich rechtlichen Sender kommen ohne Unterbrechungen während dem Programm
aus. Pro7, RTL, VOX u. a. finanzieren sich durch die Werbung, so ist ihnen
nicht zu verdenken, dass sie die Unterbrechungen ausstrahlen. Wenn man aber
daran denkt, dass der heutige Teil von Greys Anatomie eine Stunde des Abends
einnimmt und weiß, dass das eigentliche Geschehen um die Ärzte nur 40 Minuten
dauert, wundert man sich darüber, wo der Rest der Zeit bleibt. Während einer
Stunde Sendezeit dürfen lediglich zwölf Minuten Werbepause eingespielt werden,
das erreicht PRO7 fast mit einer der drei Unterbrechungen. Zudem werden Filme
oft langsamer abgespielt oder die Wiederholungssequenzen nach den Pausen verlängert,
um die 45 minütige Länge zu überschreiten, denn je länger der Film, desto mehr
Werbung ist erlaubt - so macht man Profit. Ein Spot von 30 Sekunden kostet in
der Primetime ungefähr 60.000 €, definitiv kein Schnäppchen. Doch mit dieser
Anhäufung von bis zu 20 Angeboten während einer Pause tut PRO7 nur sich selbst
etwas Gutes.
Heutzutage sind
die meisten Werbeclips sehr aufwändig produziert, dahinter steckt viel
Kreativität - in kurzer Zeit ein Produkt gut aussehen zu lassen und für den
Zuschauer unvergesslich zu machen ist kein Leichtes. Seit dem 3. November 1956
gibt es die allbekannte Persil Werbung, damals die erste ihrer Art,
ausgestrahlt im Bayerischen Rundfunk. Damals noch mit Ottonormal-Verbrauchern
als Akteure, die vor allem die Hausfrauen zum Kauf anregen sollten. In den
70ern kam der Trend der Slogans wie: „Persil, aus Liebe zur Wäsche“. Die
Werbefilme haben sich verändert, nicht mehr ein Produkt wird angepriesen und
ist volle 2 Minuten im Fokus der Kamera, die kurzfilmartigen Spots erzählen uns
eine Geschichte, die sich für den Zuschauer erst in den letzten Sekunden
auflöst. Erst zu Ende bekommt man das Produkt oder die angepriesene Leistung zu
sehen. Die Spots haben eine andere Ästhetik als damals, es wird aus
verschiedenen Kameraeinstellungen gearbeitet, die beworbenen Autos fahren im
Sonnenuntergang an den exotischsten Orten entlang, Prominente schwärmen für
ihre „Lieblingsmarke“, eigens für die neue Werbung wird eine Hintergrundmusik
komponiert. Dabei entstehen oft gute Spots die man sich gerne ansieht und im
Kopf behält. Aber leider verharren die Zuschauer nur allzu selten bei den
kreativ ausgearbeiteten Spots.
In derartig langen
Pausen fehlt mir die Motivation, die Werbung zu verfolgen es ist einfach zu
viel, was man da zu hören und zu sehen bekommt. Es sind einfach zu viele
Eindrücke, im Endeffekt behält man vielleicht drei der unzähligen Produkte im
Kopf. Selbst wenn ich mir Werbung nicht ansehe um meine Einkaufsliste zu
füllen, so amüsiert sie mich doch oft und ich entdecke viel Engagement
dahinter.
Es ist schade,
dass gute Leistungen des Fernsehens nur wegen Geldmacherei der Sender
untergehen, denn die Spannung während Addison ein schwangeres Mädchen operiert
wird nicht nur kurz unterbrochen sonder flacht während der eindeutig zu langen
Pause völlig ab.
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