TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Freitag, 13. August 2010

"Es folgt eine kurze Werbepause."


von Jana Kodadova


Es ist 20: 15 Uhr, das Abendprogramm im Fernsehen beginnt. Die Wahl fällt heute auf Greys Anatomie – die bekannte Serie aus Amerika, die von Beziehungsdramen der jungen Assistenzärzte und aus deren Alltagsleben erzählt. Meredith Grey beginnt zu erzählen, was aus der vergangenen Folge für die heutige zu wissen ist – die Titelmelodie setzt ein und als endlich die erwartete Szenerie im Krankenhaus beginnt, ist es soweit – Werbung.

Es sind knapp der 13 Minuten des heutigen Teils vergangen und der Zuschauer weiß immer noch nicht, was heute passieren wird. Lediglich die Vorschau die man im gestrigen Abendprogramm auf Pro7 entdeckt hat, gibt einen Vorgeschmack für heute. Die Werbepause dauert inklusive Information über die Blockbuster des Wochenendes ganze zehn Minuten. Früher holte man sich während der Pause eine Tüte Chips oder verfolgte die Werbespots, nach ca. drei Minuten ging es dann wieder weiter, heute bekommt man sogar Zeit um zu duschen oder die beste Freundin anzurufen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich die neusten Werbungen anzusehen oder herauszufinden, was sich so auf den übrigen Sendern ereignet.

Lediglich die öffentlich rechtlichen Sender kommen ohne Unterbrechungen während dem Programm aus. Pro7, RTL, VOX u. a. finanzieren sich durch die Werbung, so ist ihnen nicht zu verdenken, dass sie die Unterbrechungen ausstrahlen. Wenn man aber daran denkt, dass der heutige Teil von Greys Anatomie eine Stunde des Abends einnimmt und weiß, dass das eigentliche Geschehen um die Ärzte nur 40 Minuten dauert, wundert man sich darüber, wo der Rest der Zeit bleibt. Während einer Stunde Sendezeit dürfen lediglich zwölf Minuten Werbepause eingespielt werden, das erreicht PRO7 fast mit einer der drei Unterbrechungen. Zudem werden Filme oft langsamer abgespielt oder die Wiederholungssequenzen nach den Pausen verlängert, um die 45 minütige Länge zu überschreiten, denn je länger der Film, desto mehr Werbung ist erlaubt - so macht man Profit. Ein Spot von 30 Sekunden kostet in der Primetime ungefähr 60.000 €, definitiv kein Schnäppchen. Doch mit dieser Anhäufung von bis zu 20 Angeboten während einer Pause tut PRO7 nur sich selbst etwas Gutes.

Heutzutage sind die meisten Werbeclips sehr aufwändig produziert, dahinter steckt viel Kreativität - in kurzer Zeit ein Produkt gut aussehen zu lassen und für den Zuschauer unvergesslich zu machen ist kein Leichtes. Seit dem 3. November 1956 gibt es die allbekannte Persil Werbung, damals die erste ihrer Art, ausgestrahlt im Bayerischen Rundfunk. Damals noch mit Ottonormal-Verbrauchern als Akteure, die vor allem die Hausfrauen zum Kauf anregen sollten. In den 70ern kam der Trend der Slogans wie: „Persil, aus Liebe zur Wäsche“. Die Werbefilme haben sich verändert, nicht mehr ein Produkt wird angepriesen und ist volle 2 Minuten im Fokus der Kamera, die kurzfilmartigen Spots erzählen uns eine Geschichte, die sich für den Zuschauer erst in den letzten Sekunden auflöst. Erst zu Ende bekommt man das Produkt oder die angepriesene Leistung zu sehen. Die Spots haben eine andere Ästhetik als damals, es wird aus verschiedenen Kameraeinstellungen gearbeitet, die beworbenen Autos fahren im Sonnenuntergang an den exotischsten Orten entlang, Prominente schwärmen für ihre „Lieblingsmarke“, eigens für die neue Werbung wird eine Hintergrundmusik komponiert. Dabei entstehen oft gute Spots die man sich gerne ansieht und im Kopf behält. Aber leider verharren die Zuschauer nur allzu selten bei den kreativ ausgearbeiteten Spots.

In derartig langen Pausen fehlt mir die Motivation, die Werbung zu verfolgen es ist einfach zu viel, was man da zu hören und zu sehen bekommt. Es sind einfach zu viele Eindrücke, im Endeffekt behält man vielleicht drei der unzähligen Produkte im Kopf. Selbst wenn ich mir Werbung nicht ansehe um meine Einkaufsliste zu füllen, so amüsiert sie mich doch oft und ich entdecke viel Engagement dahinter.

Es ist schade, dass gute Leistungen des Fernsehens nur wegen Geldmacherei der Sender untergehen, denn die Spannung während Addison ein schwangeres Mädchen operiert wird nicht nur kurz unterbrochen sonder flacht während der eindeutig zu langen Pause völlig ab.

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