von Bastian Zieglgruber
Eines vorweg: Ich habe die am vergangenen
Mittwoch im ZDF gesendete Wiederholung der unter eingefleischten Fans hoch
gehandelten „Traumschiff“-Episode „Vancouver“ nicht gesehen, schließlich ging
es im öffentlich-rechtlichen Nachbarsender um den weiteren WM-Verbleib der
Deutschen Nationalmannschaft – mit ernüchterndem Ergebnis, wie im weiteren
Verlauf des Abends neben mir weit über 30 Millionen deutsche Leidensgenossen
beziehungsweise 85 Prozent der Fernsehgucker feststellten mussten. Das
„Kraken-Orakel“ sollte Recht behalten, die Spanier entpuppten sich als
wesentlich stärkerer Gegner als Maradonas Argentinier. „Uns’re Jungs“ gingen im
Vuvuzela-Meer von Durban sang und klanglos mit einem enttäuschenden 0:1 unter – aus der Traum vom WM-Finale, Fußball-Deutschland im Tal der Tränen.
Da blieb
auch dem Kapitän des deutschen WM-Dampfers, Phillip Lahm, im Interview nach
Spielende nur die traurige Feststellung: „Es ist sehr, sehr bitter, wenn man im
Halbfinale ausscheidet. Die Enttäuschung ist sehr groß.“ Dem bleibt außer einem
Frust-Bier nichts hinzuzufügen. Weit weniger deprimierend verlief der
Fernsehabend höchstwahrscheinlich für die Zuschauer des ZDF, das an diesem
Abend bei der Programmgestaltung vor allem auf Kontrast setzte und damit alles
richtig machte. Immerhin rund 1,6 Millionen Deutsche verfolgten dort zeitgleich
zum äußerst dramatischen Untergang der Nationalmannschaft die Wiederholung
einer gewohnt betulichen Kreuzfahrt der MS Deutschland ins kanadische Vancouver
und machten das „Traumschiff“ an diesem Abend so zur zweiterfolgreichsten
Sendung hinter der Fußball-WM. Eigentlich wenig verwunderlich, gilt die
mittlerweile seit knapp 30 Jahren von Fernseh-Urgestein Wolfgang Rademann
produzierte Urlaubs-Serie doch als Quotengarant und Publikumsmagnet –
Schiffsbruch ausgeschlossen. Durchschnittlich rund zehn Millionen Deutsche verfolgen
regelmäßig die bis zur Schmerzgrenze in Edel-Kitsch verpackten Reisen des
„Traumschiffs“.
Rademanns Erfolgsstrategie folgt dabei unermüdlich dem gleichen, äußerst
einfachen Rezept: Schockierend banale Beziehungskisten werden auf
herzerwärmende und simpelste Art und Weise unter kräftiger Mithilfe der
Stamm-Crew um Kapitän Jakob Paulsen (Siegfried Rauch) vor den spektakulärsten
Naturkulissen ausnahmslos zu einem guten Ende geführt - Rosamunde Pilcher lässt
grüßen. Wirkliche Probleme haben in der „Traumschiff“-Welt ebenso wenig Platz,
wie ein differenzierter Blick auf die an den Urlaubszielen vorherrschenden
politischen oder sozialen Realitäten – aber wen interessiert das schon? Viel zu
vorhersehbar und berechenbar ist die Oberflächlichkeit der Serie, als dass man
dem „Traumschiff“ deswegen böse sein könnte. Jeder weiß, auf was er sich bei
einer Reise mit dem Fernseh-Schiff einlässt. So auch Harald Schmidt, der den
eigentlichen Kern der Serie nach seinem ersten und nicht ganz ironiefreien
Gastauftritt im Jahr 2006 recht passend charakterisierte, als er witzelte,
künftig gehe bei ihm Drehort immer vor Drehbuch. Und zugegeben, die exotischen
Drehorte haben durchaus ihren Reiz und werden vom ZDF auch äußerst ansprechend
in Szene gesetzt.
Kaum ein Fleckchen Erde wurde noch nicht vom „Traumschiff“ angesteuert und so manch ein Reiseziel lässt den Zuschauer vom nächsten Urlaub unter Palmen träumen - und genau das ist wohl entscheidend für den großen Erfolg des „Traumschiffs“. Neben all den unerträglich kitschigen Storys bietet die Serie seinen Fans vor allem die Möglichkeit einer entspannten medialen Alltagsflucht, ganz ohne Hektik, mit viel Herz, einer Menge Urlaubsflair und üppigen Naturaufnahmen – so höchstwahrscheinlich auch in „Vancouver“ am 23. Spieltag der Fußball-WM. Happy-End als Versprechen. Beneidenswert.
Kaum ein Fleckchen Erde wurde noch nicht vom „Traumschiff“ angesteuert und so manch ein Reiseziel lässt den Zuschauer vom nächsten Urlaub unter Palmen träumen - und genau das ist wohl entscheidend für den großen Erfolg des „Traumschiffs“. Neben all den unerträglich kitschigen Storys bietet die Serie seinen Fans vor allem die Möglichkeit einer entspannten medialen Alltagsflucht, ganz ohne Hektik, mit viel Herz, einer Menge Urlaubsflair und üppigen Naturaufnahmen – so höchstwahrscheinlich auch in „Vancouver“ am 23. Spieltag der Fußball-WM. Happy-End als Versprechen. Beneidenswert.
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