von Alexander Böck
An diesem Montag sollte eigentlich die zweiteilige Dokureihe „Wildes Japan – Schneeaffen und Vulkane“ zur Primetime um 20.15 Uhr in der ARD starten. Diese Sendung versprach den Zuschauern ein wenig Erholung vom deutschen Alltag und einen netten kleinen Einblick in die Naturlandschaften des ostasiatischen Inselreichs. Doch die Affen- und Vulkanliebhaber mussten vertröstet werden.
Immerhin kamen die Hobby-Vulkanologen schon zwei Wochen zuvor in den Genuss einer eigenen Sondersendung über den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull. Dessen Aschewolke setzte den europäischen Flugverkehr für mehrere Tage außer Betrieb und die ARD sah sich in der Aufgabe, die deutsche Bevölkerung umfassend über die Auswirkungen des Vulkanausbruchs zu informieren. Mittlerweile sind die Flugzeuge wieder in der Luft, doch seitdem erreichen uns aus Griechenland täglich neue wirtschaftliche Hiobsbotschaften. Das war Grund genug für die ARD an diesem Montag erneut ihr ursprüngliches Konzept über den Haufen zu werfen und „aus aktuellem Anlass“ die einstündige Sondersendung „Euro-Angst: Wie sicher ist unser Geld?“ zur besten Sendezeit zu zeigen.
Die krisenfesten Moderatoren Sigmund
Gottlieb (BR) und Jörg Schönenborn (WDR) zeigten sich dabei gewohnt sicher im
Umgang mit komplexen Themen. Den Zuschauern wurden ihre Ängste vor einer
baldigen Inflation genommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekam ein Forum, um
der Bevölkerung zu erklären, warum die deutsche Regierung Griechenland in den
kommenden drei Jahren Kredite in Höhe von bis zu 23 Milliarden Euro zur
Verfügung stellt. Weitere Experten wie Hermann-Josef Tenhagen von der
Zeitschrift Finanztest und die ehemalige griechische Außenministerin Dora
Bakoyannis unterstrichen die unbedingte Notwendigkeit dieser Finanzhilfen. Der
Zuschauer sollte zudem das Gefühl bekommen, dass seine Sorgen (in Form von
Zuschauerfragen wie bei Hart aber Fair) ernst genommen und beantwortet werden.
So weit, so gut. Am Ende der Sendung schien diese Krise wieder abgewendet zu
sein und das Publikum durfte sich durch das Erste beruhigt, auf den Start der
neuen Dokureihe „Die Knochen-Docs“ direkt im Anschluss freuen. Immerhin.
Aber manche nicht so optimistischen
Expertenstimmen klingen noch nach. Was ist, wenn Spanien und Portugal die
nächsten Staaten sind, die Milliardenhilfen von Deutschland benötigen? Was ist
mit der Ölpest im Golf von Mexiko oder dem misslungenen Sprengstoffattentat am
New Yorker Times Square? Die ARD könnte ihr Montagsprogramm doch gleich den
aktuellen Anlässen entsprechend umgestalten. Jeden Montag wird die wichtigste
Nachricht der Woche aus mehreren Perspektiven beleuchtet und Experten nehmen zu
den Kernpunkten Stellung. Zwar hat man als Zuschauer dieselben Meinungen schon
in der Tagesschau bzw. bei Talksendungen von Sandra Maischberger, Anne Will
oder Frank Plasberg gehört, aber das Erste kann seinen Informationsauftrag
nicht oft genug betonen. Hat der langjährige Wahlbeobachter und Chefredakteur
des WDR, Jörg Schönenborn, neben dem Presseclub (So. 12 Uhr) nicht eine eigene
Sendung zur Primetime verdient? Durch die Sonderprogramme bleibt der
Montagabend, an dem eigentlich nur Platz für Dokumentationen und Reportagen
sein sollte, jedoch weitgehend profillos. Dadurch entsteht mit Sicherheit keine
Zuschauerbindung. Die enttäuschten Affenfans müssen jedenfalls aufs
Nachmittagsprogramm vertröstet werden, vorausgesetzt in den Zoogeschichten von
„Seehund, Puma & Co.“ (Mo.-Fr. 16.10 Uhr) taucht ein Primat auf.
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