TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Samstag, 28. Februar 2015

Devious Maids: Das neue Desperate Housewives?

von Sabine Sattler


Bei den Fans der überaus erfolgreichen Dramedy-Serie Desperate Housewives, die über deren Ende vor zwei Jahren möglicherweise immer noch nicht ganz hinweggekommen sind, dürfte die Ankündigung eines neuen „Serien-Highlights“ auf ProSieben für einige Aufregung gesorgt haben. Wie der ähnliche Titel schon vermuten lässt, stammt die Idee zu Devious Maids vom Autor Mark Cherry, aus dessen Feder auch Desperate Housewives stammt. Zur Produktion seiner neuen Serie hat er sich zudem noch Eva Longoria ins Boot geholt, die in Desperate Housewives eine der Hauptfiguren verkörperte. Angesichts dieser Tatsachen erhoffen sich viele, in Devious Maids einen würdigen Nachfolger für Desperate Housewives zu finden.
Die neue Serie, die seit zwei Wochen am „Serienmittwoch“ des Senders um 21:15 Uhr und 22:15 Uhr nach Grey's Anatomy ausgestrahlt wird, startete also unter dem großen Druck, den Erwartungen der Fans gerecht zu werden. Schon die ersten Minuten zeigten, dass die Serien auch inhaltliche Gemeinsamkeiten teilen, da beide mit einem Todesfall beginnen, der die scheinbar so perfekte Welt der oberen Schicht durcheinander bringt und im Laufe der Serie aufgeklärt wird. Bei Devious Maids stehen jedoch die Angestellten im Mittelpunkt und nicht deren reiche Arbeitgeber. Genauer gesagt die vier Latina-Dienstmädchen Marisol, Carmen, Rosie und Zoila, die alle aus unterschiedlichen Beweggründen ihrem Job als Putzkraft in Beverly Hills nachgehen. Man merkt schnell, dass auch hier der Schein trügt und nicht jeder der ist, für den er sich ausgibt. Das bedeutet für den Zuschauer, dass er sich, wie schon bei Desperate Housewives, auf Lügen, Intrigen und Geheimnisse gefasst machen kann, und auch die dadurch erzeugte, oft übertriebene, Dramatik kommt in der neuen Serie natürlich nicht zu kurz. Diese erklärt sich aber sicherlich auch durch den kulturellen Hintergrund der Hauptfiguren von Devious Maids und deren damit verbundener, zugegeben stereotyper, temperamentvoller Charakter. 
Die Serie, für die als Vorlage eine mexikanische Telenovela diente, spielt jedoch bewusst mit Klischees und erhält gerade dadurch ihren besonderen Witz, genauso wie durch die Überzeichnung der Figuren. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Hausmädchen ihr Geld allesamt auch als Model verdienen könnten und dass sie selbst nach einem langen Arbeitstag – bei dem sie übrigens oft hohe Schuhe oder enge Kleidung tragen –  noch perfekt aussehen. Aber auch die Darstellung der Superreichen, die standesgemäß Besitzer pompöser Anwesen und edler Luxuskarossen sind, lässt den Zuschauer oft schmunzeln. Etwa wenn die Hausherrin, deren Dienstmädchen in ihrer Villa ermordet wird, sich nach diesem Ereignis in erster Linie darüber aufregt, dass nun ja keiner mehr da ist um das alles wieder sauber zu machen. Sogar die Tatsache, dass ihr Mann eine Affäre mit der Angestellten hatte, bringt sie nicht annähernd so aus der Fassung wie die Sorge um ihren weißen Teppich. Die Dienstmädchen sind solch ein egozentrisches Verhalten ihrer Arbeitgeber natürlich schon gewöhnt und jede hat so ihre Tricks um damit fertig zu werden. Zudem bietet es den Freundinnen genügend Stoff um gemeinsam über ihre Chefs herzuziehen. Den besonderen Reiz für den Zuschauer macht bei dieser Serie also vor allem die amüsante Inszenierung der Beziehung zwischen Personal und Hausherren aus. 
Wie bei Desperate Housewives verkörpert jede der weiblichen Hauptfiguren einen anderen Typ Frau und so hat auch jede mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Was sie – neben der Arbeit und ihrer lateinamerikanischen Herkunft – verbindet, ist auch in dieser Serie der Mord an ihrer Freundin. Man sieht, dass die Macher von Devious Maids auf das gleiche Grundrezept wie bei ihrer ersten Dramedy-Serie zurückgreifen und sogar einige Nebenrollen des neuen Formats mit bekannten Gesichtern aus Desperate Housewives besetzen. Bis auf einige Ausnahmen, wie die umgedrehte Perspektive und der Verzicht auf einen Erzähler, finden sich nur leichte stilistische Abwandlungen. So ist die Hintergrundmusik von Devious Maids ähnlich eintönig wie bei Desperate Housewives, passt sich aber dem kulturellen Hintergrund der Hauptfiguren an. Was man bei der neuen Serie jedoch vermissen könnte, ist ein ebenso origineller Vorspann wie der von Desperate Housewives, welcher eine Abfolge kunstgeschichtlicher Werke zeigt, die animiert und manipuliert werden, um verzweifelte Hausfrauen in den verschiedensten Epochen zu zeigen.
Vielleicht ist es diese Liebe zum Detail, die den deutschen Fans bei Devious Maids fehlt. Zumindest sieht es, den Einschaltquoten der ersten vier Folgen nach zu schließen, noch nicht danach aus, als ob deren hohe Erwartungen an die neue Serie bis jetzt erfüllt werden konnten. In den USA scheint Devious Maids bei den Zuschauern besser anzukommen, der ausstrahlende Sender orderte vor kurzem die dritte Staffel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen