TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Samstag, 28. Februar 2015

Musikfernsehen - Oder was davon noch übrig ist

von Sabine Sattler 


Auch wenn Musikvideos heutzutage noch immer sehr beliebt sind, so teilen doch wenige meiner Altersgenossen meine Begeisterung für Musikfernsehen. Die Clips werden in der heutigen Zeit vor allem im Internet konsumiert, Videoportale wie Vevo, tape.tv, Ampya oder auch das gute alte YouTube ermöglichen es den Nutzern jederzeit ihr Lieblingsmusikvideo ansehen zu können. Musiksender im Fernsehen scheinen somit ihre Daseinsberechtigung größtenteils verloren zu haben.     
Doch für mich sind diese Sender immer noch ein wichtiger Bestandteil meiner Fernsehgewohnheiten. Schon immer nutze ich diese Art von Fernsehen regelmäßig. Musikvideos laufen bei mir nicht nur im Hintergrund bei Tätigkeiten wie Lesen, Essen oder Erledigen der Hausarbeit, sie sind für mich auch eine gute Möglichkeit um nervige Werbepausen anderer Sender zu überbrücken. Auch beim Zappen bleibe ich häufig bei Musiksendern hängen und habe auf diese Weise auch schon einige neue Künstler für mich entdecken können. Natürlich ist dies auch durch die oben genannten Musikplattformen möglich, aber dabei fehlt mir die typische Atmosphäre und  Strukturierung des Fernsehens: Kein Flow, keine Segmentierung. Auch die Möglichkeit einfach weiter zu zappen falls mir das Video nicht gefällt ist nur bedingt gegeben. Im Fernsehen hatte ich bis jetzt immer die Möglichkeit,  zwischen verschiedenen Musiksendern wechseln zu können. 
Aber genau hier liegt das Problem des heutigen Musikfernsehens: Die Anzahl der verschiedenen Sender ist gesunken und die einstigen typischen Musikkanäle haben sich gewandelt.Tatsächlich wurde schon vor fast 10 Jahren behauptet, dass das Musikfernsehen tot bzw. dem Ende nahe sei. Wenn man sich die Entwicklung von MTV und VIVA, der beiden bekanntesten Musiksender Deutschlands, einmal ansieht, so versteht man weshalb diese Behauptung aufgestellt wurde. Anfang der 2000er Jahre sank der Anteil der gespielten Musikvideos auf den beiden Sendern immer mehr, stattdessen zeigte man Reality-TV-Sendungen oder Comedy-Formate. Mit der Entstehung von MTV2 und VIVA2 kehrte man zwar zum ursprünglichen Musikfernsehen zurück, jedoch konnten sich die beiden Kanäle nicht allzu lange in der deutschen Fernsehlandschaft halten. Wie auch andere Musiksender in Deutschland, die hauptsächlich auf Musikvideos in ihrem Programm setzten (wie Yavido oder iM1) stellten sie nach einigen Jahren ihren Sendebetrieb ein. Heute sieht es so aus, dass MTV nur noch im Pay-TV empfangbar ist und dort etwa zwölf Stunden täglich Musikclips sendet, die Hälfte davon jedoch nachts. Bei VIVA ist es nun sogar soweit gekommen, dass man sich den Sendeplatz mit Comedy Central teilt und somit nur noch sechs Stunden am Tag Musikvideos gezeigt werden, von 06:00 Uhr morgens bis 12:00 Uhr mittags. Auf die Konkurrenz durch das Internet hat man bei den beiden großen Musiksendern also durch Umstrukturierung des Programms reagiert. 
So kann ich nur hoffen, dass DELUXE Music und gotv - zurzeit die beiden einzigen frei empfangbaren Sender im deutschen Fernsehen, deren Programm in erster Linie aus Musikvideos besteht - weiterhin erhalten bleiben und somit auch das letzte Bisschen, das von meinem geliebten Musikfernsehen heute noch übrig ist.

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