TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Samstag, 28. Februar 2015

Galileo – das ProSieben Wissensmagazin

von Aaron Grassl


„Nicht nur viel, sondern alles wissen!“ Mit diesem Slogan wirbt das Wissensmagazin Galileo, welches sonntags bis freitags um 19.05 Uhr auf ProSieben ausgestrahlt wird. Sieht man davon ab, dass es allumfassendes Wissen nicht gibt (sonst bräuchten wir ja keine Wissenschaft mehr), verspricht die Sendung doch, den Wissenshorizont des Zuschauers erheblich zu erweitern. Die Themen, welche bei Galileo behandelt werden, sind vielfältig. Sie erstrecken sich von „Die richtige Messerwahl“ über „Die gefährlichsten Orte der Welt“ bis „Spektakuläre Männerspielzeuge“.

Betrachtet man die einzelnen Themengebiete, fällt auf, dass „Wissen“ ein sehr weit gefasster Begriff ist. Natürlich werden Informationen übermittelt, doch die Nützlichkeit dieser ist oftmals in Frage zu stellen. „Mythencheck“, „Stiftung Warencrash“ und „Geschichte hinter den Lebensmitteln“ können zwar durchaus interessant sein, haben jedoch mit der renom-mierten Wissenschaft nur wenig am Hut. Ebenso haben die Selbstexperimente von Thilo Mischke, in denen der Galileo-Reporter beispielsweise für eine Woche in einen Glaskasten auf dem Burgplatz in Essen lebt und somit zum „gläsernen Menschen“ wird, oder die Schwindeleien von Christian Karsch, der versucht, nach einem Crashkurs von nur einem Tag die Rolle eines Sternekochs oder Fitnesstrainers einzunehmen, nicht viel mit akademischer Forschung zu tun. Doch der fehlende wissenschaftliche Bezug wird durch Spannung und Action kompensiert. Wenn Sprengmeister Wolfgang Stabe mit verschiedenen Sprengstoffen experimentiert und somit unter anderem die Belastbarkeiten von Tresoren und Geldtransportern testet, kann es schon mal hoch hergehen. 
Zugegeben, bisweilen sehe auch ich mir gerne Galileo an, allerdings nicht mit der Absicht, gesichertes und stichhaltiges Wissen vermittelt zu bekommen, sondern um unterhalten zu werden. Und das ist auch der Gesichtspunkt, unter dem die Sendung zu betrachten ist: Infotainment. Auch wenn Galileo oftmals durch die Einbindung von Experten und Akademikern den Eindruck erzeugt, qualitativ hochwertige Informationen zu übermitteln, sind die meisten Experimente weder allgemeingültig noch repräsentativ. Der Großteil des „Wissensmagazins“ ist reine Pseudowissenschaft. Wer sich also weiterbilden und seinen Horizont erweitern möchte, ist bei Galileo an der falschen Adresse. Wer sich allerdings mit Pseudowissen begnügt und nebenbei unterhalten werden möchte, für den könnte die Sendung interessant sein. Wichtig ist jedoch, dass man weiß, wie man mit den vermittelten Informationen umgehen muss und wie sie einzuordnen sind. 
Lässt man den wissenschaftlichen Aspekt außen vor, muss man Galileo zugutehalten, dass das Magazin versucht, nützliche Tipps für den Alltag zu geben. So werden Gadgets getestet und Tipps aus dem Internet auf die Probe gestellt. Hierbei entdecke ich immer wieder kleine Tricks, die auch mir weiterhelfen. Und wenn Stunts aus Actionfilmen nachgestellt werden, erweitert das zwar nicht meinen Wissenshorizont, interessiert mich aber allemal, da gezeigt wird, wo Filmemacher tricksen und welche spektakulären Aktionen tatsächlich machbar sind. In diesem Sinne kann es lohnend sein, einmal einen Blick in die Sendung zu werfen. Nur sollte die Erwartungshaltung auf Wissenschaftlichkeit niedrig gehalten werden.

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