TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Dexter – Unser düsterer Begleiter


von Sophie Miller

Der Erfolg der amerikanischen Dramaserie „Dexter“ ist nicht zu bremsen: Auszeichnungen für die beste Fernsehserie, für die beste Musik und den besten Hauptdarsteller in einer Serie. Das Staffelfinale der vierten Staffel brach sogar den Quotenrekord der Senders Showtime mit 2,6 Millionen Zuschauern. Erfolgreiche Krimi-Serien gibt es jedoch viele – Was ist das Besondere am Serienkiller Dexter?




Zunächst einmal zieht die ambivalente Lebenswirklichkeit des Protagonisten Dexter Morgan einfach in den Bann. Auf der einen Seite ist Dexter ein ganz normaler Kerl: Er arbeitet bei der Miami Metro Police als Forensiker in der Blutspurenanalyse und gilt als liebenswerter Kollege, Bruder, Vater und Ehemann. Das einzig Ungewöhnliche ist nur sein starker Drang Menschen zu töten. Richtig gehört. Nachdem er im Alter von drei Jahren mitansehen musste, wie seine leibliche Mutter mit einer Kettensäge malträtiert worden ist, adoptierte ihn der Polizist Harry Morgan. Dieser lehrte ihm einen Kodex, der seinen Drang zu töten vermeintlich zu kanalisieren vermag. Dexter ist ein guter Serienkiller – er tötet nur verabscheuungswürdige Mörder, die durch das Raster der Justiz gefallen sind.  Und so ist Dexters Leben ein ständiger Spagat zwischen zwei Welten, die disparater und paradoxer nicht sein könnten. (der nette Serienkiller von Nebenan) Demzufolge bekommt man als Zuschauer nicht nur einen Einblick in die Arbeitsweisen und Mentalitäten eines amerikanischen Police Departements, man bekommt auch einen beängstigend intensiven Eindruck von der Psyche eines Serienmörders. Gedankenmonologe als Voiceover zeigen die Welt aus Dexters zynischer Sicht. Er betrachtet sich selbst als Monster, das Schwierigkeiten hat Gefühle wahrzunehmen und damit seine Fassade aufrecht zu erhalten.  Das heißt neben den spannenden Kriminalgeschichten ist man zudem dem ständigen Nervenkitzel ausgesetzt, dass Dexters Tarnung auffliegen könnte. Und als Zuschauer kann man einfach nicht anders, als eine verschämte Sympathie für die kriminelle Genialität des Antihelden zu empfinden. Dexter wird zur Identifikationsfigur, zum Inbegriff des Bewusstseins über die Abgründe, die jeden Menschen zum Kampf mit sich selbst treiben.  Im Verlauf der Serie lernt man die Denk- und Handlungssysteme dieses Grenzgängers immer besser kennen und kann das Ringen zwischen der Mordlust und den Bedeutungen zwischenmenschlicher Beziehungen hautnah nachempfinden. Unterstützt wird dieses Fernseherlebnis durch die hohe Qualität der Aufnahmen, denn die Story wurde filmisch eindrucksvoll umgesetzt. In Verbindung mit der geschickten Kameraführung und der raffiniert eingesetzten Musik überzeugt jede Staffel mit seinen verstrickten erzählerischen Konstellation und seinen überraschenden Wendungen.  
Zu proklamieren, es handle sich hier doch nur um einen Serienkiller, der im Zuge der Selbstjustiz kaltblütig Menschen abschlachtet, wird diesem Format sicher nicht gerecht. Die inhaltlichen Details und filmästhetische Umsetzung macht die Serie zu einem sehenswerten, düsteren und zugleich intelligenten und humorvollen Juwel der heutigen Serienwelt.

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