TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Samstag, 28. Februar 2015

Devious Maids: Mord, Erpressung und ganz große Gefühle

von Elina Reimche


Eine schillernde Party in Beverly Hills. Die Villa glänzt, der Champagner sprudelt und das Who-is-who der 90210-Schickeria feiert in entspannter Atmosphäre. Plötzlich läuft ein Hausmädchen mit einer Messerwunde im Bauch zwischen den Partygästen vorbei. Keiner bemerkt sie, bis sie geräuschvoll in den Pool fällt, der sich durch ihr Blut langsam rot färbt. Mit dem Mord am Dienstmädchen Flora startete die neue ABC-Serie Devious Maids im Juni 2013 auf dem amerikanischen Sender Lifetime und läuft seit dem 15. Oktober auch im deutschen Free-TV zur besten Sendezeit auf ProSieben.
Es geht um fünf lateinamerikanische Hausmädchen, die sich um die Anwesen der Reichen und Schönen in Beverly Hills kümmern und sich mit den Eigenarten ihrer zum Teil exzentrischen Arbeitgeber auseinandersetzten müssen. Hört sich ziemlich klischeehaft an und ist es auch. Affären mit den Vorgesetzten, der Traum vom Tellerwäscher (bzw. Hausmädchen) zum Millionär und natürlich die verschiedenen Seiten einer Schichtengesellschaft werden in der Serie durchaus überspitzt thematisiert. Aber genau das macht den Charme der Serie und den Stil von Marc Cherry aus, dem Macher von Devious Maids.  
Tatsächlich gelingt es Cherry durch die auf den ersten Blick stereotype Darstellung der Charaktere eine gewisse Erwartungshaltung beim Publikum aufzubauen, um dann auf eine selbstreflexive und oft auch ironische Art und Weise mit den Klischees zu brechen. Die schauspielerische Leistung und die vielschichtig angelegten Persönlichkeiten der Charaktere überraschen mit Scharfsinn und sprechen ein breites Publikum an. Der Spagat zwischen Unterhaltungsserie für die breite Masse und ernsthafter Thematik gelingt allerdings nicht immer, so dass der Humor an einigen Stellen gezwungen und unbeholfen wirkt. Etwa in der Pilotfolge, nachdem die Polizei die Spurensicherung nach dem Tod des Dienstmädchens Flora beendet hat und gehen möchte. Plötzlich wird die Dame des Hauses hysterisch und bricht fast in Tränen aus. Allerdings nicht weil ihre Angestellte ermordet wurde, sondern weil sie nicht weiß, wer das Haus jetzt saubermachen soll. 
Devious Maids basiert auf der mexikanischen Telenovela Ellas son... la Alegía del Hogar und orientiert sich sowohl in der Ästhetik als auch inhaltlich an der 2012 abgedrehten Serie Desperate Housewives, für deren Konzept ebenfalls Marc Cherry verantwortlich war. Einige Schauspieler aus Desperate Housewives wurden auch für Devious Maids unter Vertrag genommen und Eva Longoria (ehemalige „Desperate Housewive“) ist Mitproduzentin von Devious Maids. Durch sie soll ein besseres Verständnis für die lateinamerikanische Perspektive der Serie gesichert werden. 
Devious Maids beginnt, genau wie die erste Staffel von Desperate Housewives mit einem rätselhaften Mord. Schnell entfalten sich viele Nebenhandlungsstränge, die dann im Laufe der Staffel zu einem komplexen Handlungsgefüge zusammenführen. Dies zeigt die Vielfalt der gesellschaftlichen Fragestellungen auf, die innerhalb der Serie behandelt werden. Devious Maids bildet ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild, dass Unterhaltungsfernsehen, Krimi und Drama vereint.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen