TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 12. Juli 2010

Mitten im Leben (RTL)


von Christian Lang


Mittendrin statt nur dabei. Unter diesem Motto könnte RTL die Ziele der Ausstrahlung von „Mitten im Leben“ zusammenfassen. Der Titel der Reality-Show suggeriert, einen Einblick in das Alltags- und Privatleben der Bevölkerung Deutschlands zu liefern. Seit Mai 2008 baut RTL auf die einstündige Real-Doku, mit durchaus beträchtlichem Erfolg. Knapp 30 % Marktanteil sprechen eine klare Sprache. Doch was macht „Mitten im Leben“ zu einer so beliebten Dokumentation? Inhaltlich lässt sich die Reality-Show in Familienkonflikte, Schicksalsschläge und verzweifelte Versuche, dem tristen und erfolglosen Alltagsleben durch verschiedene Maßnahmen – meistens durch intensive Jobsuche- zu entweichen, untergliedern. Ein Beispiel, um die vermeintlich unspektakuläre Handlung etwas genauer zu untersuchen:

Der 15-jährige Alex wechselt zum Entsetzen seiner Eltern nahezu täglich seine Partnerinnen. Die überaus besorgte Mutter muss sich ständig gegenüber anderen aufgebrachten Eltern aus den Familien von Alex´ (Ex-)Freundinnen für das rüpelhafte und gewissenlose Verhalten ihres Sohnes entschuldigen. Alex, ständig unterwegs und die Schule vernachlässigend, kommt wieder einmal sehr spät nach Hause-wieder einmal mit einer neuen weiblichen Errungenschaft. Die Mutter bricht in Tränen aus. Streit. Lärm. Fliegende Geschirrtücher und knallende Türen. Alex beendet jede Argumentation mit geistreichen Phrasen wie „Ey alter, ich kann tun was ich will.“. Der Vater, ein völlig unmotivierter Hartz IV-Empfänger, verbündet sich sogar mit Alex. Nach weiteren Streitigkeiten über die dürftige finanzielle Situation, schlechte Noten von Alex und die Gleichgültigkeit des Vaters entschließt sich Mutter Maria, sich von ihrem Ehemann scheiden zu lassen und Alex auf eine Sonderschule zu schicken. Dies alles wird dem Teenager per SMS (!) mitgeteilt, als er erneut den Nachmittag in den Armen einer Mitschülerin verbringt. Kurz vor Ende der einstündigen Reality-Show steht die Familie vor einem Scherbenhaufen. Eine Lösung für all ihre Probleme scheint in unerreichbarer Ferne.

Für mich stellt sich die Frage, wie man „Mitten im Leben“ bewerten soll. Einerseits verweist diese Reality-Show knallhart und trocken auf vielfältige Probleme innerhalb der Gesellschaft, wie zum Beispiel die mangelnde Erziehungsfähigkeit der Eltern, die Verwahrlosung von Jugendlichen und das ständig verwendete Thema der Arbeitslosigkeit. All dies findet sich in der angesprochenen Episode wieder. Die Konflikte innerhalb von Familien werden eindrucksvoll mit Kommentaren, melancholischer Musik und z.T. dramatischen Streit- und Wutszenen herausgearbeitet und dem Zuschauer vor Augen geführt. Immer wieder werden Emotionen, hier vor allem der Mutter, zielstrebig eingefangen. Häufig stellt man sich die Frage, weshalb Alex´ Familie auf einen derart falschen Weg geraten konnte. Doch genau hier zeigt sich der durchaus vorhandene pädagogische Wert dieser Reality-Show. Der (jugendliche?) Zuschauer wird abgeschreckt. Ihm wird klar gemacht, wie wichtig – ganz allgemein - eine angemessene Erziehung oder eine gute schulische und berufliche Ausbildung werden können. Jedoch sollte man auch das nicht überbewerten.

Denn die beschriebene Handlung sollte nur als Beispiel dienen, keinesfalls aber als Repräsentation des durchschnittlichen Inhalts. Denn als sporadischer Zuschauer bietet mir „Mitten im Leben“ bei völlig harmlosen Konflikten, wie z.B. die absolut überflüssige, aber ernsthaft geführte und einstündig breitgetretener Diskussion über die vermeintlich korrekte Art und Weise des Geschirrspülens in der Küche offen gesagt auch die Möglichkeit, mich über die maßlose Selbstinszenierung und das exzentrische Verhalten der Protagonisten zu erstaunen und zu amüsieren. Die Gedanken, welche „Mitten im Leben“ bei den Zuschauern hervorrufen, dürften also sehr unterschiedlich sein. Von Mitleid über Spott bis hin zu Identifikation mit einzelnen Darstellern bietet diese Reality-Show ein breites Spektrum an völlig gegensätzlichen Reaktionsmöglichkeiten unter den Zuschauern. Genau dies macht „Mitten im Leben“ für mich zu einem diskussionswürdigen Thema und beantwortet die anfängliche Frage nach den Erfolgsgründen, wenngleich die Inhalte meiner Meinung zumeist indiskutabel sind.

Alex & Co. werden weiterhin das Nachmittagsprogramm bei RTL prägen. Doch generell ist man doch jedes Mal sehr dankbar, dass man als Zuschauer nur dabei, und nicht mittendrin ist.

2 Kommentare:

  1. Eine der überflüssigsten und amateurhaftesten TV-Produktionen überhaupt. Mir diesen ungehobelten und lächerlichen Blödsinn anzuschuen, hatte mich lediglich Lebenszeit gekostet - mehr nicht!

    Veranlasst hat mich zu diesem Kommentar der "Herr Troll mit seinem Schwabendöner". Ich habe immernoch Bauchschmerzen...

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  2. wie lange muß der zuschauer noch diese unansehnlichen fetten teenager ertragen,es ist einfach ekelhaft,diese darsteller sollten sich mal selber sehen,um selber zu sehen,wie lächerlich sie sich machen.

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