TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 12. Juli 2010

„Kann man mit einem Maßband einen Kaffeebecher umstoßen?“


von Lea Lauxen


Das ist die zentrale Frage des heutigen Galileo-Fakechecks. Wer hat sich darüber auch noch keine Gedanken gemacht? Zuerst werden Passanten zu diesem Thema befragt, die durchaus interessante Theorien dazu aufbieten, ob die Trefferfläche der Maßbandspitze groß genug ist, um den Kaffeebecher aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für mich als interessierten TV-Zuschauer ist das natürlich noch lange nicht genug Information und so verfolge ich gebannt, wie der Galileo-Reporter sich Unterstützung durch einen „Profi“ holt. Besagter Bauarbeiter „greift vierzigmal täglich zu seinem Maßband und kennt alle Tricks.“ Das klingt vielversprechend. Dass dieses Team letztendlich Erfolg haben wird, versteht sich von selbst. Erleichtert atme ich auf, als der Kaffeebecher schließlich doch fällt.

Die Überleitung zum nächsten Teil lässt Schlimmes befürchten: Passend zur WM werden mir Dixi-Klos als Weltmeister aus Deutschland angepriesen. Überraschenderweise folgt aber ein „klassischer“ Galileo-Beitrag und so kann ich die Fernbedienung wieder zur Seite legen und mich mit Informationen berieseln lassen, die man nicht unbedingt braucht, aber die gelegentlich doch ganz unterhaltsam sein können. Also erfahre ich nun beispielsweise, dass die Hälfte aller chinesischen Plastiktoiletten aus Thüringen stammt und dass das Dixi unter einem Imageproblem leidet. Glücklich und zufrieden beende ich meinen Fernsehabend ohne mich dem Risiko auszusetzen, noch einen Fakecheck mit ansehen zu müssen.

Fairerweise muss man wohl auch berücksichtigen, dass die Sendung bereits seit 1998 existiert. Da sind ein paar neue Ideen, statt zwölf Jahre lang Fabrikbesichtigungen, eigentlich eine gute Sache. Nur wer sich als Wissensmagazin bezeichnet, könnte auch Wissen vermitteln und mag es so unbedeutend sein, wie das Dixis seit einiger Zeit auch Kleiderhaken haben. Irgendwann kommt der Moment, in dem man genau damit punkten kann. Und derjenige der auf der Suche nach aufwendig recherchierten Beiträge zum Mitdenken ist, der ist im Vorabendprogramm auf ProSieben sowieso nicht richtig aufgehoben. Aber Themen wie kann ich aus einem Auto einen Föhn bauen oder kann ich eine Wand mit einem Hochdruckstrahler streichen, machen doch eher Angst davor, was ein Galileo-Redakteur als wichtig einstuft.

Allerdings muss man trotz Fakecheck sagen, Alternativen wie „Achtung Kontrolle“ auf Kabel1 lassen einen gerne wieder zurückschalten. Aber lieber auf die zehntausendste Fabrikbesichtigung, als auf neue Maßbandexperimente.

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