TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Wer braucht denn so viele Superstars?


von Anna Chmelicek
„Nur eine von euch wird Germany’s Next Topmodel. Nur eine von euch gewinnt den Vertrag mit IMG Models. Und nur eine von euch wird das neue Gesicht der C&A-Kampagne“ - ein Motto, eine Sendung, Heidi Klum. Am 10. Juni 2010 war es also wieder soweit: die Siegerin der fünften „Germany's Next Topmodel“-Staffel wurde gekürt. Mal wieder ein Topmodel mehr für Deutschland. Knapp 72.000 Bewerbungen, fünf Staffeln, 690 Drehtage und fünf Siegerinnen mit der Hoffnung auf einen internationalen Karrieredurchbruch. Die Tatsache, dass es bisher keine von Klums Topmodels geschafft hat, sich mit beiden Beinen im Modelbusiness zu etablieren, scheint weder junge Mädchen vor weiteren Bewerbungen noch Modelmama Heidi vor einer geplanten sechsten Staffel abzuschrecken.

Vielleicht sind es die Stationen in den Modemetropolen Europa, Südafrika und USA, die der Casting-Show Staffel für Staffel Tausende von Bewerberinnen verschaffen. Vielleicht sind es aber auch schräge Exoten wie Bruce Darnell oder Jorge Gonzalez, von denen die Mädchen drei Monate lang bemuttert, unterhalten und zu Laufstegqueens getrimmt werden. Aber vielleicht ist die Reality-Show auch einfach nur eine PR-Kampagne zu Selbstzwecken Klums, die sich Sendung für Sendung topgestylt und – trotz vierfacher Schwangerschaft – mit durchtrainiertem Body ablichten lässt. Aber wieso sich mit alltäglichem Zickenkrieg, XL-Absätzen und Shootings in klirrender Kälte herumschlagen, wenn man doch auch Popstar, Supertalent oder Dieter Bohlens Liebling werden kann. RTL-Newcomer Menowin & Co zeigten uns bereits ihr Können. Trotz der immer schlechter werdenden Auswahl an Bewerbern und sinkender Einschaltquote sind die TV-Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Das Supertalent“ oder „Popstars“ nach wie vor fester Bestandteil des Fernsehprogramms. Ob nun letztendlich die Förderung von Talenten oder eine dramatisch angehauchte Lebensgeschichte mancher Kandidaten Hauptträger diverser Casting-Shows sind, sei dahingestellt. Fakt ist, dass wir seit Beginn der Casting-Shows-Ära um vier Supertalente, sieben Superstars und acht Popstars-Gruppen reicher sind. Kein Ende in Sicht. Bereits noch in diesem Jahr läuft eine neue Staffel von „Popstars“ und „Das Supertalent“ an, „Germany's Next Topmodel“ und „DSDS“ legen 2011 mit einer sechsten und mit einer achten Staffel nach. Aber wozu das alles, wenn die Sternchen am Pop-Himmel wieder genauso schnell verschwinden, wie sie erschienen sind?

Aber wahrscheinlich ist es genau das, was von den Machern der Reality-Shows erwartet wird, um weiterhin auf der Zielgeraden zu bleiben: arme Seelen, die für die Klatschpresse leichte Beute sind, amtierende Topmodels, deren größte Konkurrentin Frau Klum selbst ist, und die ein oder anderen Glückspilze, denen durch das vorzeitige Ausscheiden aus einer Casting-Show die Tür zu einer richtigen Karrierelaufbahn geöffnet wird.
Aber alles ist gut so, denn unser Voyeurismus will gestillt werden und da kommt uns so ein gefundenes Fressen gerade recht.

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