TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 12. Juli 2010

FlashForward, ein kurzer Blick in die Zukunft


von Christopher Bogatzki 


Der Versuch des amerikanischen Senders ABC die Erfolgsserie „Lost“ abzulösen.
Für zwei Minuten und 17 Sekunden die Zukunft sehen kann zu einer radikalen Veränderung des Lebensstils führen. Pures Glück oder Schande und Verderben; bis auf einige wenige Menschen, die während des Blackouts keine Vision haben, wird jeder in dieser kurzen Zeit des Flashforwards mit seiner Zukunft konfrontiert. Doch was hat es mit diesem „Flash“- dieser Vision der eigenen Zukunft - wirklich auf sich?

In dem Mysterie-Drama „FlashForward“, dass vom amerikanischen Fernsehsender ABC unter der Leitung von Brannon Braga („Raumschiff Enterprise“) und David Goyer („Blade“) produziert wird, wird genau dieser Thematik auf den Grund gegangen. Mit der Serie, die sich als Nachfolger für die sich derzeit in der sechsten und letzten Staffel befindenden Mysterieserie „Lost“ versteht, erhofft sich ABC nicht zuletzt durch offensichtliche Parallelen und ähnlichen Darstellern einen großen Teil der Lostanhänger halten zu können. Freilich, ein schwieriges Unterfangen, wenn man an die seit Jahren von „Lost“ mit erstklassigen und anspruchsvollen Handlungssträngen verwöhnten Zuschauern denkt.

Zu Beginn der ersten Folge lernen wir unterschiedliche Charaktere und ihren Alltag kennen: Da sind z.B. zwei FBI Agenten, die gerade mitten in einer Verfolgungsjagd stecken, ein junges Paar beim Sex, Ärzte im OP Saal, ein Arbeiter auf einem Strommast und ein junger Mann, im Begriff Suizid auszuüben, als es völlig unerwartet zu einem globalen Blackout kommt, bei dem alle Menschen für genau 137 Sekunden ihr Bewusstsein verlieren.
Im Wissen über die Zukunft spaltet sich die Menschheit in zwei Gruppen: Es gibt diejenigen, die einer positiven Zukunft entgegen schauen und jene, die einen negativen Lebenswandel zu befürchten haben. Eines haben jedoch alle Menschen seit dem Blackout gemein: sie beginnen ihr Leben nach dem Gesehenen zu richten, sie kämpfen also entweder für oder gegen die Erfüllung der Vision. Doch lässt sich die Zukunft überhaupt manipulieren oder handelt es sich um endgültig besiegelte Tatsachen?

„FlashForward“ wirkt auf den ersten Blick eher wie ein in sich geschlossener, mitreißender Kinofilm, der an den spannendsten Stellen unterbrochen wird, als eine TV Serie. Dank einer gut aufeinander abgestimmten Mischung aus Action, Mysterie, Dramatik und der nötigen Brise an Ernsthaftigkeit birgt die Serie allerdings echtes Suchtpotential und fesselt ab der ersten Folge. Voraussetzung ist allerdings ein Publikum, welches sich auf etwas Science-Fiction einlässt und darüber hinaus bereit ist, auch verpasste Folgen anzuschauen, denn ähnlich wie bei „Lost“ erscheint es mir unmöglich, sich im Nachhinein in der komplexen Handlung zurechtzufinden.

Als die Pilotfolge im Herbst 2009 erstmals in den USA ausgestrahlt wurde, konnten die Zuschauer eine spannende, stark auf Action angelegte Show verfolgen, die ihren Höhepunkt in einem weltweiten Chaos fand.

Es folgen Szenen des Chaos`, unzählige Autounfälle, Flugzeugabstürze, Explosionen, etc. Diesem Blackout fallen, so erfährt man in den Nachrichten, 20 Millionen Menschen zum Opfer. Bald schon stellt sich heraus, dass fast alle Menschen im Zustand der Bewusstlosigkeit eine stark emotional empfundene Zukunftsvision von exakt dem gleichen Tag in genau 6 Monaten hatten.

Mitten im Chaos beginnt FBI Agent Marc Benford (gespielt von Joseph Fiennes, welchen wir aus „Shakespeare in Love“ kennen), der sich in seiner Vision an einem Fall mit dem Namen „Mosaik“ – von dem er noch nie etwas gehört hat und bei dem es sich zweifellos um die Auflösung des Mysterium handelt - arbeiten sah, zu ermitteln. Schnell wird deutlich, dass es sich bei dem Blackout um weitaus mehr als um eine gewöhnliche Naturkatastrophe handelte.

Die Serie ist – obwohl ich mir zu Beginn aufgrund der sehr stark auf Lostliebhaber zugeschnittenen Pilotfolge mehr erhofft hatte - in jedem Fall sehenswert. Sie zeigt auf ansehnliche Weise den Wandel einer Gesellschaft, der sich offenbar vollzieht, wenn man der Zukunft so konkret ins Auge schaut und lässt den Zuschauer selbst darüber entscheiden, ob er das Wissen um die Zukunft als gut oder schlecht wertet. Bleibt zu hoffen, dass die Produzenten die bis dato erzeugte Spannung und das hohe Niveau über eine komplette Staffel halten können und dementsprechend eine zweite Staffel FlashForward von ABC in Produktion gegeben wird.

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