TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 2. März 2015

Die Nanny – eine Wohlfühl-Sitcom


von Sina Wittenzellner

Eine Frau in den Dreißigern, die durch toupierte Haare, zu viel Make Up und knappe Röcke auffällt,  wird das Kindermädchen von drei konservativ erzogenen Geschwistern. Das erscheint zwar sehr paradox, stellt aber die Grundlage und damit auch den Charme der US-amerikanischen Sitcom „Die Nanny“ dar. Diese wurde in den neunziger Jahren unter anderem von Fran Drescher kreiert, welche selbst die Hauptrolle spielt.  
New York - Nachdem sie ihren Job als Verkäuferin in einem Brautmodengeschäft verloren hat, arbeitet Fran Fine als Hausiererin für Kosmetikartikel. Dabei trifft sie auf Maxwell Sheffield, der nach dem Tod seiner Frau auf der Suche nach einer passenden Erzieherin für seine Kinder ist.
Er stellt Ms. Fine ein, was einige amüsante Veränderungen für den Haushalt des Broadway-Produzenten voraussagt. 
Einen großen Aspekt zur Komik tragen zum einen die Wortgefechte zwischen dem Butler Niles und Mr. Sheffields Geschäftspartnerin C.C. Babcock bei. Dabei stechen vor allem Niles Bemerkungen hervor, die zugleich äußerst beleidigend als auch herrlich komisch wirken, wie zum Beispiel: C.C.: „Meine Mutter ist gleich nach meiner Geburt abgehauen." -  Niles: „Sie wollte ein Mädchen,“ oder CC: „In meiner Jugend hat man die Welt sowieso anders gesehen." - Niles: „Ja, damals dachte man, sie sei flach." 
Aber vor allem die Figur Fran Fine selbst sorgt durch ihr einzigartig wirkendes Wesen für zahlreiche komische Momente. Neben ihrem Kleidungstil sind auch ihre Erziehungsmethoden eher unkonventionell. Als sich beispielsweise Maxwells Tochter Maggie zur Kaschierung das Gesicht pudert, bekommt sie von ihrem Kindermädchen einen Rat fürs Leben: „Du glaubst doch nicht, dass du so einen Knutschfleck vor mir verstecken kannst? Du musst ihn mit Zahnpasta und Lidschatten tarnen!" Durch Kommentare wie diese ist Fran bei den Kindern durch ihre Nähe zu ihnen besonders beliebt. Dadurch erweckt sie nicht nur Lachen bei den Zuschauern, sondern gewinnt auch an Sympathie. 
Neben Nebenfiguren wie Frans eher einfältigen Freundin Val oder ihrer melodramatischen Mutter Sylvia sind auch die unterschwelligen bis offensichtlichen Spannungen zwischen der Nanny und ihrem Boss reizvoll. Immer wieder wird prophezeit, dass die beiden ein Paar werden. Der Weg dahin ist mit vielen Hindernissen versehen, wodurch die Spannung des eigentlich Antizipierten erhöht wird. 
Das Format ist – zumindest meiner Meinung nach - aufgrund der  lockeren und unbeschwerten Atmosphäre ein „Wohlfühl“-Programm. Obwohl ich jede Episode bestimmt schon fünfmal seit meiner Kindheit gesehen habe, kann ich immer noch über die gleichen Gags lachen. Dass ich diese bereits wörtlich zitieren kann, mindert den Effekt der Unterhaltung für mich nicht. Während ich die Serie früher vor allem vormittags im Fernsehen verfolgt habe, schaue ich mir heute – in der Zeit des Netflix – gerne ab und zu online eine Folge an. Egal ob bei Langeweile, Krankheit oder am Abend vor dem Schlafengehen – das „Gewohnte“ der Sitcom erfreut mich immer wieder. Jedes Mal wenn der Titelsong „The Nanny named Fran“ ertönt, entsteht für mich – egal, wo ich mich befinde – fast schon ein Gefühl von Zuhause, da mich die Serie auf dem Bildschirm schon so lange begleitet. Für diejenigen, die gerade keine Lust hat, sich komplizierten Polit-Thrillern zu widmen, sondern sich eher von „leichter Kost“ berieseln zu lassen, ist „Die Nanny“ das Richtige.

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