TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 2. März 2015

Die Höhle der Löwen – Wirtschaft meets Castingshow

von Tobias Beringer


Nach dem Vorbild einer Show aus Japan lief vom 19.08. bis zum 14.10.2014 dienstags um 20:15 Uhr auf VOX die Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“. In dieser Casting-ähnlichen Show präsentieren Gründer und Start-ups Erfindungen und Geschäftsideen einer fünfköpfigen Jury, bestehend aus erfolgreichen deutschen Unternehmern – den „Löwen“.
Grundlegende Idee dahinter ist es, den „Löwen“ eine Investitionsmöglichkeit zu bieten und den Start-ups Geld zur Vermarktung ihrer Produkte zur Verfügung zu stellen. In diesem Zug werden Investoren Deals vorgeschlagen, bei denen sie beispielsweise Firmenanteile von 10% für Kapitalbeteiligung in Höhe von 50.000 Euro erhalten. Der Unterhaltungswert der Show setzt sich zum einen aus wirklich innovativen und teils genialen Ideen, zum anderen aus den bissigen Kommentaren der „Löwen“ für mehr als fragwürdige Produkte oder völlige Selbstüberschätzung der „Jungunternehmer“ zusammen. Manchmal sprechen Kommentare wie „Da sucht ihr einen Dummen, der das für euch macht, und außerdem wollt ihr noch, dass der Dumme euch 20.000 Euro zahlt?“ von Jochen Schweizer, dem Zuschauer aus der Seele, betrachtet man selbstüberschätzte Gründer, die den Erfolg ihres Produkts und ihren Unternehmenswert völlig falsch bewerten. 
Neben Ex-Stuntman und Adventure-Guru Jochen Schweizer, bekamen Reiseunternehmer Vural Öger, Verpackungsspezialistin Lenke Wischhusen, Internetinvestor Frank Thelen und „Homeshopping-Queen“ Judith Williams jedoch auch die Chance mit Erfolg in wirklich gelungene und marktreife Produkte zu investieren. 
So zum Beispiel „CrispyWallet“, ein Unternehmen, das Portmonees, iPhone- und iPad-Hüllen aus einem papierähnlichem Material herstellt. Auch „Locca“, ein Ortungssystem und „Musicworks“, ein musikalisches Teambuilding-Erlebnis überzeugten nicht nur in der Show, sondern auch im Anschluss in der freien Wirtschaft. 
Erfolgsgeschichten wie diese blieben in der 1. Staffel der Show jedoch weitestgehend die Ausnahme. Zum größten Teil nämlich lehnten die Löwen mit Aussagen wie „Das ist nicht mein Interessensgebiet. Ich bin raus!“ mehr oder weniger dankend ab und gaben Durchhalteparolen und belanglose und phrasenhafte Ratschläge zum Besten. Vorausgesetzt der Gründer wurde nicht bereits im Vorhinein einstimmig gedemütigt und „zerfetzt“, wie oben angeschnitten. 
Diese Mischung aus Durchstarten und Scheitern verhalf der VOX-Sendung während ihrer ersten Staffel zu durchgehend guten bis sehr guten Quoten. Wenig verwunderlich also, dass der Sender nach diesem mehr als erfolgreichen Jahr, neben seinem Flaggschiff „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“, auch die „Höhle der Löwen“ in eine zweite Staffel schickt. Angesichts des in Deutschland frischen Formats und der gelungenen Mischung aus ernstzunehmenden Investments und Casting-Trash ein logischer Schritt.

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