TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 2. März 2015

Quizduell im Ersten

von Tobias Beringer


Nach einem klassischen Fehlstart der Sendung Mitte 2014, die aufgrund eines Hackerangriffs und lahmgelegten Servern dafür auf etlichen sozialen Plattformen Spott und Häme erntete, kommt das Format nun überarbeitet und mit eigener Smartphone App zurück auf den deutschen Fernsehbildschirm. Jörg Pilawas einziges Problem ist diesmal nur, den richtigen Durchblick zu behalten. 

Das „Quizduell im Ersten“ ist eine Live-TV-Sendung, die auf der Quizduell-App von FEO Media basiert. Nach einer Zwangspause, die zur Überarbeitung der Show und vor allem zur Lösung der zahlreichen technischen Problemen genutzt wurde, startete die Sendung ab 2. Februar 2015 ihren nächsten Versuch. Montags bis freitags um 18 Uhr lädt Jörg Pilawa zum fleißigen Mitspielen und Mitraten in der ARD ein. 
Die Show ist vor allem der Versuch, die jungen Zuschauer, die mehr und mehr auf Internet-Streaming Dienste setzen und weniger denn je auf klassische Medien wie den Fernseher zurückgreifen, für sich wiederzugewinnen. Die Zuschauer, für die es schon selbstverständlich ist, während des Fernsehens auf dem sogenannten Second Screen (also ihrem Smartphone oder Tablet) im Internet zu surfen. Die Bemühungen scheinen also logische Konsequenz der Sendeanstalt zu sein, denn über das „Quizduell im Ersten“ soll beides Miteinander verbunden werden - First Screen, eine klassische Quizsendung im TV, mit Second Screen, dem Smartphone und der passenden App zum Geschehen am First Screen. Das besondere also an dieser Show: Während der Sendung kann nicht nur mitgefiebert und mitgeraten, sondern auch bequem von zuhause mitgespielt werden. Dazu ist, wie schon erwähnt, eine passende App zur Sendung notwendig. Diese nennt sich „Quizduell im Ersten“ und kann kostenlos mit kompatiblen Android- und iOs Geräten im jeweiligen App-Store heruntergeladen werden. 
Seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 2012 wurde die „Quizduell“-App für Smartphones und Tablets mehr als 23 Millionen mal in über zehn verschiedenen Sprachen heruntergeladen. Basierend auf dieser App treten beim „Quizduell im Ersten“ zwei Kandidaten im Fernsehstudio gegen die gesamten App-Nutzer in Deutschland (das sog. Team Deutschland/Team DE) an. Ziel ist es, mehr Fragen richtig zu beantworten als der Gegner. Pro Kategorie gibt es dabei drei Fragen, mit jeweils vier Antwortmöglichkeiten (wobei eine davon richtig ist). Die Antwort von Team DE ist dabei die Antwort, auf die die Mehrheit der App-Nutzer in Deutschland getippt hat. Insgesamt gibt es über 15 Themengebiete, wobei die Kategorien von „Musik & Hits“, über „Wunder der Technik“ bis hin zu „Glaube&Religion“ reichen. Eine Auswahl der Kategorie erfolgt dabei im Wechsel der Teams jeweils vor einer Runde. Nach spätestens sechs Runden steht der Sieger fest und dieser kann sich über das zuvor erspielte Geld freuen. Im Fall, dass das Team DE gewinnt, wird die Gewinnsumme auf zehn zufällig ausgewählte Mitspieler (also App-Nutzer, die während der Live-Sendung mitgespielt haben) aufgeteilt. Bei einem Unentschieden wird die Gewinnsumme auf die beiden Teams aufgeteilt. Mitraten und vor allem Mitspielen soll sich also auch für die Zuschauer, die in diesem Fall aktiv an einer Sendung teilnehmen, lohnen. Und genau das ist das neue und vor allem, wie ich finde, interessante an der Show. Denn, abgesehen von den technischen Problemen, zu denen es in einer Live-Sendung immer mal kommen kann, hat das Format meiner Meinung nach ein riesiges Potential, das Fernsehen und zugleich den Zuschauer zu verändern. Das „Mitgestalten“ einer Live-Sendung stellt für den ein oder anderen vielleicht einen gewissen Anreiz dar. Letztlich entscheidet aber natürlich jeder selbst, zu welchem Zuschauertyp er gehört und ob man per App mitspielt, oder lediglich eine klassische Quizshow im Vorabendprogramm der ARD einschaltet. 
Auch Jörg Pilawa trägt mit seiner langjährigen Erfahrung in Quizshows dazu bei, dass mich die Sendung unterhält und ich Tag für Tag einschalte und mitspiele (vielleicht oder wahrscheinlich aber vor allem auch die Chance täglich Geld zu gewinnen). Teilweise passieren Pilawa zwar kleinere Fehler (v.a. beim Vorlesen der Fragen vom Monitor), doch die technischen Probleme wie in der ersten Auflage der Sendung sind längst vergessen. Die Verbindung von mobilem Internet und der traditionellen Medien scheint nun überraschend gut zu klappen. 
Übrigens: Jörg Pilawa bekam am nächsten Tag eine Lese-Brille. Und das Quizduell am nächsten Abend eine neue Chance.

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