TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 2. März 2015

Goodbye Deutschland, hallo Chaos !

von Nathalie Kunz

Alles beginnt mit einem Traum – dem Traum von einem Neuanfang im Ausland. Wem ging es da nicht schon einmal genauso, wenn man mit seinem Leben gerade unzufrieden war, einem alles zu viel wurde und man nicht wusste, wo einem gerade der Kopf steht. Doch wirklich ausgewandert ist wohl kaum einer davon. Einige der Mutigen, die sich dennoch getraut haben, begleitet VOX in der Doku-Soap „Goodbye Deutschland“.



Dabei ist es häufig einfach nur zum Kopfschütteln, beobachtet man die wahnsinnige Naivität, mit welcher manche Auswanderer ihr altes Leben hinter sich gelassen haben. Man kämpft mit Schadenfreude, Genugtuung, Mitleid und manchmal auch Scham. Kurzum: Man kann einfach die Füße hochlegen, den Kopf abschalten und sich darüber amüsieren, wie sich mit größter Präzision vom Sender ausgewählte Chaoten, in zugegebenermaßen traumhafter Kulisse, abrackern, um im Ausland Fuß zu fassen. Kein Wunder bei der schlechten Vorbereitung der meisten Auswanderer, die ihr neues Leben häufig nur mit einem minimalen Startkapital, sowie schlechten Englischkenntnissen und einem noch schlechteren Businessplan beginnen wollen. 
Dass das nicht die besten Voraussetzungen sind, müssen die Auswanderer im Traumort angekommen, dann auch schnell feststellen. Ein Schock für sie, denn eigentlich war doch alles so gut geplant und durchdacht. Man hatte zwar noch keine Arbeit gefunden und auch die Sprache noch nicht erlernt, aber das muss man ja auch nicht sofort erledigen, schließlich hat man sich durch regelmäßige Urlaube oder auch durch Recherche im Internet schon ausführlich über die neue Kultur informiert. Was kann da denn noch schief gehen? – Kurz gesagt: Eine Menge! Egal ob fehlende Vorbereitung, Sprachkenntnisse und Kontakte, ein fehlender Job oder eine irrwitzige Idee - die Auswanderer lassen nichts aus, um sich ihr Leben im Ausland möglichst schwer zu machen. Mit Händen und Füßen kommunizieren sie wenn nötig mit den Einwohnern und wenn alles nichts mehr hilft, dann versucht man es eben doch mit seinen letzten Englischkenntnissen. Wie sagt man noch: „I want se Leberwurscht“, richtig? 
Doch eins muss man den Auswanderern schon lassen. Bei allem was ihnen fehlt – Geld, Freizeit, Sicherheiten – an Ideen mangelt es ihnen nie. Ein Café für Biker in Portugal, eine eigene T-Shirt-Kollektion, eine Eisdiele in Los Angeles, eine Yoga-Pension in Griechenland oder die Pacht eines Fischteichs in Dänemark –es gibt Nichts woran sich die Auswanderer noch nicht probiert hätten. Die Kunden bleiben meist aber trotzdem fern und so wird das Geld knapp und man hofft und bangt mit den Auswanderern. Denn letztlich lebt die Sendung genau von solchen persönlichen Schicksalen und von den Menschen, die den Zuschauer an ihrem Leben Teil haben lassen, denn seien wir mal ehrlich, neugierig sind wir doch alle. Besonders fesseln die wenigen Erfolgsgeschichten des Formats, die zeigen man kann es schaffen. Da wären zum einen „Die Reimanns“ oder Daniela Katzenberger, um nur einige der „prominenten“ Beispiele zu nennen. Dies ist aber keinesfalls der Regelfall bei „Goodbye Deutschland“. Die meisten Auswanderer haben mit Geldsorgen und Existenzängsten zu kämpfen, aber das ist das Leben in der Ferne doch allemal wert, oder vielleicht doch nicht?  

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