TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 2. März 2015

Outlander – Verfilmung einer Bestseller-Reihe

von Anne Swodenk

Mit einer bunten Mischung aus Historie, Abendteuer, einer Prise Fantasy und vor allem Romantik, versucht uns die neue Serie „Outlander“ in ihren Bann zu ziehen. Dabei beeindruckt sie nicht nur durch die Vielfalt ihrer verschiedenen Genres, sondern auch durch ihr faszinierendes Setting in den Schottischen Highlands. Wir als Zuschauer erleben die Geschehnisse dabei aus der Sicht von Claire Randall (Caitriona Balfe), einer englischen Krankenschwester. Sie und ihr Ehemann Frank Randall (Tobias Menzies)  möchten nach ihrem Dienst im zweiten Weltkrieg ihre „zweiten Flitterwochen“ im schottischen Inverness verbringen, damit sie sich nach fast fünf Jahren Trennung wieder annähern können. Ein Vorfall macht ihnen jedoch, kurz nach ihrer Ankunft, einen deutlichen Strich durch die Rechnung:  Plötzlicher starker Wind, kalter Stein und ein Gefühl des Fallens, dann wissen wir erstmal nichts mehr…Wir kommen genau an dem Selben Ort wieder zu Bewusstsein. Aber wir sollten uns nichts desto trotz die Frage stellen: Wo sind wir? Oder wohl eher - wann?

Genau, wie sich schon vermuten lässt, befinden wir uns nicht mehr in der Gegenwart, sondern im Jahre 1743. Sicher eine aufregende und vor allem beängstigende Vorstellung. Es ist die Zeit kurz vor dem zweiten Jakobitenaufstand im englisch besetzten Schottland. Gerade diese Reise in eine so konfliktreiche Zeit, macht das Potenzial der Serie aus und lässt ein breites Feld von interessanten Entwicklungsmöglichkeiten entstehen. Potenzial das ausgeschöpft werden muss! 
Erfreulicherweise gelingt das im Großen und Ganzen recht gut. Die Hauptcharaktere Claire ist eine selbstbewusste, gebildete und vor allem auch unabhängige Frau, die sogar nicht in das damalige Frauenbild passen will. Ihr medizinisches Wissen als Krankenschwester und Naturheilkundlerin gekoppelt mit ihrem Wissen, über die nahe und ferne Zukunft, macht sie zu einem Gegenstand des allgemeinen Interesses und Misstrauens. Sehr gut gelingt es dabei zudem, die damalige Härte der Zeit in Szene zu setzen. Vergewaltigung, Krieg, Schmerz, Hunger… Dinge, die zu dieser Zeit fast noch zum Alltag gehören. 
Erste geladene Blicke und einer spürbaren Anziehung zwischen dem schottischen Freiheitskämpfer Jamie Fraser (Sam Heughan)  und der Hauptprotagonistin lassen zudem hoffen, aber auch bangen, da Claire verständlich den festen Wunsch hegt in ihre eigene Zeit und ihrer dortigen Liebe zurück zu kehren. Das alles spielt sich umgeben von potenziellen Intrigen, der Frage nach Loyalitäten und auch gegenseitiger Grausamkeiten beider Seiten ab.  Eine Reihe von anderen interessanten Charakteren und Umständen verleihen den Geschehnissen auch manchmal unvorhergesehene Wendungen. Somit wird auch der relativ durchschaubare Plot einer Liebesgeschichte  mit genügend Würze umgeben, um die Handlung interessant zu machen und die Spannung aufrechtzuerhalten. Allerdings muss gesagt werden, dass in den ersten acht Folgen die bisher im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, auch besonders Geduld an den Tag gelegt werden muss. Zeitweilig ist der Verlauf noch etwas schleppend und die mit Spannung geladenen Szenen flachen doch relativ schnell wieder ab. Die ersten acht Folgen beruhen vor allem auf das erste Herantasten und Vorstellen der Charakteren, sowie Claires Versuch sich mit ihrer ungewöhnlichen Situation auseinanderzusetzen. 
Schade ist zudem, dass der schottische Akzent, und damit auch ein Stück Authentizität, in der deutschen Übersetzung verloren geht. Das lässt sich jedoch leider nicht ändern, aber Zuschauer welche die Originalversion nicht kennen, dürfte es wohl kaum stören. 
Neben der Handlung, bedient sich die Serie anfangs des Weiteren auch einer Off-Erzählerin, der durch Claire verkörpert wird. Auch wenn das Verwenden von Off- Erzählern teilweise auch als einfacher und kreativloser Lückenfüller verrufen ist, wirkt sie für mich hier nicht fehl am Platz, zumal sie es ermöglicht sich noch näher in die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin einzufühlen. Da die erste Staffel der Serie auf der Grundlage des ersten Buches der „Highland-Saga“ von Diana Gabaldon beruht, war dies wahrscheinlich eine recht einfache und gute Möglichkeit die Gedanken der Protagonistin welche nicht in Bildform veranschaulicht werden konnten, zum Ausdruck zu bringen. 
Die noch eher unbekannte Serie überzeugt mit traumhaften Landschaftsbildern, glaubhafter Inszenierung und einer vielversprechenden, wenn auch noch Zeitweise schleppenden Handlung.  Ob sie dieses Niveau halten und ihr Potenzial hoffentlich noch weiter ausschöpfen kann, bleibt abzuwarten. Ich für meinen Teil warte mit Vorfreude darauf, bis auch endlich der Rest der ersten Staffel im deutschen Fernsehen zu sehen ist.

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