von Anne Swodenk
Mit einer bunten
Mischung aus Historie, Abendteuer, einer Prise Fantasy und vor allem Romantik,
versucht uns die neue Serie „Outlander“ in ihren Bann zu ziehen. Dabei
beeindruckt sie nicht nur durch die Vielfalt ihrer verschiedenen Genres,
sondern auch durch ihr faszinierendes Setting in den Schottischen Highlands.
Wir als Zuschauer erleben die Geschehnisse dabei aus der Sicht von Claire
Randall (Caitriona Balfe), einer englischen Krankenschwester. Sie und ihr
Ehemann Frank Randall (Tobias Menzies) möchten nach ihrem Dienst im zweiten Weltkrieg
ihre „zweiten Flitterwochen“ im schottischen Inverness verbringen, damit sie
sich nach fast fünf Jahren Trennung wieder annähern können. Ein Vorfall macht ihnen jedoch, kurz nach
ihrer Ankunft, einen deutlichen Strich durch die Rechnung: Plötzlicher starker
Wind, kalter Stein und ein Gefühl des Fallens, dann wissen wir erstmal nichts
mehr…Wir kommen genau an dem Selben Ort wieder zu Bewusstsein. Aber wir sollten
uns nichts desto trotz die Frage stellen: Wo sind wir? Oder wohl eher - wann?
Genau, wie sich schon
vermuten lässt, befinden wir uns nicht mehr in der Gegenwart, sondern im Jahre
1743. Sicher eine aufregende und vor allem beängstigende Vorstellung. Es ist
die Zeit kurz vor dem zweiten Jakobitenaufstand im englisch besetzten
Schottland. Gerade diese Reise in eine so konfliktreiche Zeit, macht das
Potenzial der Serie aus und lässt ein breites Feld von interessanten
Entwicklungsmöglichkeiten entstehen. Potenzial das ausgeschöpft werden muss!
Erfreulicherweise
gelingt das im Großen und Ganzen recht gut. Die Hauptcharaktere Claire ist eine
selbstbewusste, gebildete und vor allem auch unabhängige Frau, die sogar nicht
in das damalige Frauenbild passen will. Ihr medizinisches Wissen als
Krankenschwester und Naturheilkundlerin gekoppelt mit ihrem Wissen, über die
nahe und ferne Zukunft, macht sie zu einem Gegenstand des allgemeinen
Interesses und Misstrauens. Sehr gut gelingt es dabei zudem, die damalige Härte
der Zeit in Szene zu setzen. Vergewaltigung, Krieg, Schmerz, Hunger… Dinge, die
zu dieser Zeit fast noch zum Alltag gehören.
Erste geladene Blicke
und einer spürbaren Anziehung zwischen dem schottischen Freiheitskämpfer Jamie
Fraser (Sam Heughan) und der
Hauptprotagonistin lassen zudem hoffen, aber auch bangen, da Claire
verständlich den festen Wunsch hegt in ihre eigene Zeit und ihrer dortigen
Liebe zurück zu kehren. Das alles spielt sich umgeben von potenziellen
Intrigen, der Frage nach Loyalitäten und auch gegenseitiger Grausamkeiten
beider Seiten ab. Eine Reihe von anderen
interessanten Charakteren und Umständen verleihen den Geschehnissen auch
manchmal unvorhergesehene Wendungen. Somit wird auch der relativ durchschaubare
Plot einer Liebesgeschichte mit genügend Würze umgeben, um die Handlung interessant zu machen und die Spannung
aufrechtzuerhalten. Allerdings muss gesagt werden, dass in den ersten acht
Folgen die bisher im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, auch besonders
Geduld an den Tag gelegt werden muss. Zeitweilig ist der Verlauf noch etwas
schleppend und die mit Spannung geladenen Szenen flachen doch relativ schnell
wieder ab. Die ersten acht Folgen beruhen vor allem auf das erste Herantasten und
Vorstellen der Charakteren, sowie Claires Versuch sich mit ihrer ungewöhnlichen
Situation auseinanderzusetzen.
Schade ist zudem, dass der schottische Akzent,
und damit auch ein Stück Authentizität, in der deutschen Übersetzung verloren
geht. Das lässt sich jedoch leider nicht ändern, aber Zuschauer welche die
Originalversion nicht kennen, dürfte es wohl kaum stören.
Neben der Handlung,
bedient sich die Serie anfangs des Weiteren auch einer Off-Erzählerin, der
durch Claire verkörpert wird. Auch wenn das Verwenden von Off- Erzählern teilweise
auch als einfacher und kreativloser Lückenfüller verrufen ist, wirkt sie für
mich hier nicht fehl am Platz, zumal sie es ermöglicht sich noch näher in die
Gefühlswelt der Hauptprotagonistin einzufühlen. Da die erste Staffel der Serie
auf der Grundlage des ersten Buches der „Highland-Saga“ von Diana Gabaldon
beruht, war dies wahrscheinlich eine recht einfache und gute Möglichkeit die Gedanken
der Protagonistin welche nicht in Bildform veranschaulicht werden konnten, zum
Ausdruck zu bringen.
Die noch eher unbekannte Serie überzeugt mit traumhaften
Landschaftsbildern, glaubhafter Inszenierung und einer vielversprechenden, wenn
auch noch Zeitweise schleppenden Handlung.
Ob sie dieses Niveau halten und ihr Potenzial hoffentlich noch weiter
ausschöpfen kann, bleibt abzuwarten. Ich für meinen Teil warte mit Vorfreude
darauf, bis auch endlich der Rest der ersten Staffel im deutschen Fernsehen zu
sehen ist.
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