Der Erfolg der amerikanischen Dramaserie „Dexter“ ist
nicht zu bremsen: Auszeichnungen für die beste Fernsehserie, für die beste
Musik und den besten Hauptdarsteller in einer Serie. Das Staffelfinale der
vierten Staffel brach sogar den Quotenrekord der Senders Showtime mit 2,6
Millionen Zuschauern. Erfolgreiche Krimi-Serien gibt es jedoch viele – Was ist
das Besondere am Serienkiller Dexter?
Zunächst einmal zieht die ambivalente
Lebenswirklichkeit des Protagonisten Dexter Morgan einfach in den Bann. Auf der
einen Seite ist Dexter ein ganz normaler Kerl: Er arbeitet bei der Miami Metro
Police als Forensiker in der Blutspurenanalyse und gilt als liebenswerter
Kollege, Bruder, Vater und Ehemann. Das einzig Ungewöhnliche ist nur sein
starker Drang Menschen zu töten. Richtig gehört. Nachdem er im Alter von drei
Jahren mitansehen musste, wie seine leibliche Mutter mit einer Kettensäge
malträtiert worden ist, adoptierte ihn der Polizist Harry Morgan. Dieser lehrte
ihm einen Kodex, der seinen Drang zu töten vermeintlich zu kanalisieren vermag.
Dexter ist ein guter Serienkiller – er tötet nur verabscheuungswürdige Mörder,
die durch das Raster der Justiz gefallen sind.
Und so ist Dexters Leben ein ständiger Spagat zwischen zwei Welten, die
disparater und paradoxer nicht sein könnten. (der nette Serienkiller von
Nebenan) Demzufolge bekommt man als Zuschauer nicht nur einen Einblick in die
Arbeitsweisen und Mentalitäten eines amerikanischen Police Departements, man
bekommt auch einen beängstigend intensiven Eindruck von der Psyche eines
Serienmörders. Gedankenmonologe als Voiceover zeigen die Welt aus Dexters
zynischer Sicht. Er betrachtet sich selbst als Monster, das Schwierigkeiten hat
Gefühle wahrzunehmen und damit seine Fassade aufrecht zu erhalten. Das heißt neben den spannenden
Kriminalgeschichten ist man zudem dem ständigen Nervenkitzel ausgesetzt, dass
Dexters Tarnung auffliegen könnte. Und als Zuschauer kann man einfach nicht
anders, als eine verschämte Sympathie für die kriminelle Genialität des
Antihelden zu empfinden. Dexter wird zur Identifikationsfigur, zum Inbegriff des Bewusstseins über die Abgründe, die jeden Menschen zum
Kampf mit sich selbst treiben. Im
Verlauf der Serie lernt man die Denk- und Handlungssysteme dieses Grenzgängers immer
besser kennen und kann das Ringen zwischen der Mordlust und den Bedeutungen
zwischenmenschlicher Beziehungen hautnah nachempfinden. Unterstützt wird dieses
Fernseherlebnis durch die hohe Qualität der Aufnahmen, denn die Story wurde
filmisch eindrucksvoll umgesetzt. In Verbindung mit der geschickten
Kameraführung und der raffiniert eingesetzten Musik überzeugt jede Staffel mit
seinen verstrickten erzählerischen Konstellation und seinen überraschenden
Wendungen.
Zu proklamieren, es handle
sich hier doch nur um einen Serienkiller, der im Zuge der Selbstjustiz
kaltblütig Menschen abschlachtet, wird diesem Format sicher nicht gerecht. Die
inhaltlichen Details und filmästhetische Umsetzung macht die Serie zu einem
sehenswerten, düsteren und zugleich intelligenten und humorvollen Juwel der
heutigen Serienwelt.
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