TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 1. September 2010

Von fröhlichen, kleinen Bergen und heiteren Wölkchen

von Carolin Gulz
„I am certainly glad to see you.” – Ich bin wirklich sehr froh, Sie zu sehen. So oder so ähnlich begrüßt Fernsehmaler Bob Ross seine Zuschauer Folge für Folge. In der Serie „Joy of Painting“, welche von 1983 bis 1995 entstand und insgesamt etwa 400 Folgen umfasst, zeigt der amerikanische Künstler wie mit einfachen Tricks in kürzester Zeit ein buntes Ölgemälde entstehen kann. Durch seine selbstentwickelte Nass-auf-Nass-Methode und mit einigen Hilfsmitteln schafft es Ross somit, in maximal 30 Minuten eine fertige Landschaft auf die Leinwand zu zaubern. Weltweit wurde die Sendung bereits erfolgreich ausgestrahlt, seit 2001 läuft sie auf dem deutschen Sender BR Alpha sogar täglich. Doch wie kommt es überhaupt, dass solch eine scheinbar eintönige und fachbezogene Fernsehserie sich so großer Beliebtheit erfreut? Vermutlich ist das besonders auf die Person Bob Ross zurückzuführen. Bereits dessen außergewöhnliche Erscheinung, bestechend durch Afro-Frisur und Vollbart, hinterlässt beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck. Ausschlaggebend ist allerdings vielmehr seine sanftmütige Art und seine beruhigende, beinahe meditative Stimme. Mit Aussagen wie „Gottes kleine Kreaturen brauchen einen friedlichen Ort zum Leben“ und „Jeder sollte einen Freund haben, sogar dieser Baum“ übermittelt Ross in der Sendung häufig ein positives Lebensgefühl. Während der Fernsehstar stets nach dem gleichen Prinzip „fröhliche, kleine Büsche“ und „heitere Wölkchen“ auf faszinierende Art und Weise in die Landschaft setzt, lauschen heutzutage besonders jüngere Leute gerne seinen phantasievollen, kurzen Erzählungen in jeder Folge. Auch auf Grund der späten Sendezeit, meist zwischen 0 und 1 Uhr, gerät die außergewöhnliche, teilweise auch eintönige Ölmalerei immer mehr in den Hintergrund. Denn um diese Zeit sitzen nur selten begeisterte Hobbykünstler mit Pinsel und Leinwand vor dem Fernseher, vielmehr handelt es sich um ein oft müdes, gelangweiltes junges Publikum, das sich von Ross in den Schlaf säuseln lässt oder sich an seinen kitschig-bunten Gemälden berauscht. Ob nun wegen seiner Malkünste, seiner unterhaltsamen Geschichten oder seiner extravaganten Person – Bob Ross ist eine Kultfigur und auch 15 Jahre nach seinem Tod aus dem nächtlichen Fernsehprogramm nicht wegzudenken. In diesem Sinne: „Happy painting and god bless you my friend.”

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