von Alice Nguyen
Was hat die RTL II-Reality-Seifenoper
„Berlin – Tag & Nacht“ (BTN) zu bieten außer schlechte Laiendarsteller und
langweile Handlungen, in denen fast ausschließlich nur gestritten wird? Denn
das ist zumindest mein erster Eindruck von der Sendung. Doch irgendwas scheint
das Produktionsunternehmen „Filmpool“ richtig zu machen, sonst wäre die Show
nicht so erfolgreich. Über einen recht kurzen Zeitraum – BTN ging 2011 zum ersten
Mal auf Sendung – konnte die Soap eine riesige Fangemeinde aufbauen: Ihre
offizielle Facebookseite verzeichnet mittlerweile über drei Millionen „Gefällt
mir“-Angaben. Die GZSZ-Facebookseite hat vergleichsweise gerade mal „nur“ knapp
1,5 Mio. Likes, obwohl es die Seifenoper schon seit 1992 gibt. Es könnte aber
auch daran liegen, dass BTN mehr jüngere Zuschauer hat und diese auf sozialen
Netzwerken eher aktiv sind. GZSZ hat dagegen auch viele ältere Zuschauer. Doch
ich glaube nicht, dass die jüngere Zielgruppe der Hauptgrund des Erfolges ist.
Auch ich kenne einige Leute aus
dem eigenen Bekanntenkreis, die sich BTN hin und wieder anschauen und die
Sendung als ihr „guilty pleasure“ bekennen. Doch wirklich erklären, warum sie
sich die Folgen ansehen, können sie auch nicht. Ich selbst habe die Reality-Dailysoap noch nie
geschaut bzw. nach 3 Minuten den Sender wieder gewechselt, weil ich mir sie
nicht länger anschauen konnte. Doch diesmal habe ich ihr eine weitere Chance
gegeben und mir die Folge vom 26.02.2015 angeschaut, um auch ihren Erfolg zu ergründen. Die 40-minütige Folge setzt
sich mit den Alltagsproblemen der frei erfundenen Darsteller im Teenager- und
Erwachsenenalter auseinander. Diesmal gibt es drei parallele Handlungsstränge:
Ole, der eine Scheinehe eingehen will, um seine Freundin Inez vor der Abschiebung
zu bewahren. Doch dabei zerstreitet er sich mit seiner Mutter, die ihn von der
absurden Idee abbringen möchte. Timo, der dem Straßenjungen Pepe
Nachhilfeunterricht in Lesen und Schreiben gibt, wird als Dank von diesem
bestohlen. Und Krätze, der dem Vater seiner neuen Freundin Hanna beweisen
möchte, dass er der Richtige für seine Tochter ist.
Während der ganzen Folge passiert
eigentlich nichts Spannendes. Weder wirkliche Hoch- noch Tiefpunkte sind zu
beobachten. Doch warum schalten Zuschauer immer wieder ein? Die aktionsreiche
Handlung ist schon mal nicht der Grund. Auch die Dialoge zwischen den Protagonisten
sind lasch und man merkt, dass diese improvisiert sind. Ich glaube, es sind
vielmehr die Charaktere der Darsteller, die Grundbausteine des Erfolges sind.
Fast jeder Stereotyp ist einmal vertreten: Es gibt einen Taffen, eine Teenie-Mutter,
einen Chaoten, eine Mutter, die sich in die Angelegenheiten des Sohnes einmischt,
einen Frauenheld, etc. Zwar sind die Personen alle überspitzt dargestellt und
facettenreich sind sie auch nicht, dennoch wirken sie amüsant. Zudem sprechen
manche nicht immer grammatikalisch korrektes Deutsch. Als Zuschauer korrigiert
man in Gedanken automatisch die falschen Sätze. Vielleicht ist das auch der
Grund, warum einige Leute sich die Serie ansehen. Der Zuschauer erfreut sich an
den Fehlern anderer und glaubt besser und schlauer zu sein als die Darsteller
selbst. Man lacht und schämt sich zugleich für die schlechten Dialoge und
Schauspielfähigkeiten. In anderen Seifenopern wirkt alles immer scheinbar perfekt. Die Kostüme
der GZSZ-Darsteller sind durchdacht, die Haare sitzen in jeder Szene perfekt
und wenn sie von einer Schlaf-Szene aufwachen, sind die Schauspieler immer noch
top gestylt. Ganz im Gegensatz dazu wirken die „Berlin – Tag und
Nacht“-Darsteller authentischer. Sie sind weder perfekt geschminkt noch
frisiert oder gekleidet. Bei dem einen oder anderen würde man sogar von einer
Geschmacksverirrung sprechen. Vor allem ist mir aber der kleine, glatzköpfige, leicht pummlige Kätze am
meisten in Erinnerung geblieben. Durch seine chaotische, kleinkindliche,
berlinerische Art, der sich selbst für die Kleinigkeiten aus dem Alltag feiert,
wirkt er sympathisch und lustig. Da muss man selbst doch ab und an über seine
wirren Aussagen schmunzeln. Dadurch ich kann mir gut vorstellen, dass sich
unter den Zuschauern einige Lieblingsdarsteller aus der Sendung herausgebildet
haben.
Weitere Realitätsnähe wird
versucht durch die Kameraführung zu erzeugen. Diese ist unruhig und schwankt
zwischen den aktuell sprechenden Personen hin und her. Viele Schnitte gibt es
nicht. Hauptsächlich nur zwischen den verschiedenen Handlungssträngen. Manchmal
sind zwischen einzelnen Szenen Voice-Over-Kommentare zu hören oder Interviews
der Protagonisten zu sehen. Die unterschiedlichen Handlungen werden mit Umgebungsausschnitten
der Stadt Berlin und moderner Hintergrundmusik eingeleitet. Dadurch wirken die
unterschiedlichen Handlungen zusammenhängender.
Und genau diese versuchte
Realitätsnähe in Kombination mit den schrägen Figuren ist, glaube ich, das
Erfolgsgeheimnis. Beziehungsweise empfinde ich die Figuren als eine ganz
komische Mischung aus klischeehafte, überspitzte und einfältige Darstellung
aber dennoch irgendwie zugleich authentisch. Denn man kann irgendwie doch den
einen oder anderen Charakterzug aus dem eigenen Bekanntenkreis wiedererkennen.
Wie Beispielsweise die Mutter, die sich überall einmischt oder den
tollpatschigen Chaoten im Freundeskreis. Dennoch bleibt es nur bei einem
Versuch Realitätsnähe zu erzeugen, denn die schauspielerischen Fähigkeiten und
die flachen improvisierten Dialoge sind nicht gut genug, um überzeugend zu
wirken. Trotzdem halte ich „Berlin - Tag &;Nacht“ für authentischer als
GZSZ, obwohl dort die Schauspieler etwas besser sind. Denn es wird nicht
versucht die Folgen mit unzähligen, ausgeklügelten Dramen, Hoch- und
Tiefpunkten vollzupacken. Zumindest würde ich das aus einer Folge BTN
entnehmen. Weiterhin ecken die Darsteller mit ihrer Art an und sorgen für Gesprächsstoff.
Auf der Facebookseite werden Ereignisse aus der aktuellen Folge zeitnah nach Ausstrahlung
geteilt. Zum Beispiel endet die zugrunde liegende Folge vom 26. Februar mit
Oles Zweifel an der Scheinehe. In seinem Namen wurde ein Facebook-Eintrag
veröffentlich, in dem die Fans gefragt werden, ob er Inez heiraten soll oder
nicht. Der Zuschauer kann kommentieren und seine Meinung teilen, womit eine
Nähe zwischen Sendung und Zuschauer erzeugt wird. Desweiteren ist der Zuschauer
durch den Cliffhanger mehr oder weniger gezwungen die nächste Folge anzusehen,
falls er den Ausgang erfahren möchte. Und zu guter Letzt spielt die allgemeine
Faszination an Trash-Formaten eine Rolle, weshalb BTN recht hohe Einschaltquoten
erzielen kann.
Die Reality-Seifenoper kann mich
zwar nicht als weiteren Fan abgewinnen, aber ich kann durchaus nachvollziehen, warum sie eine
so riesige Fangemeinde aufbauen konnte und so erfolgreich ist. Aber ich würde
generell behaupten, dass man zum ersten Mal aus Neugierde und/oder Langeweile
einschaltet, um sich zu amüsieren und dann bei der Sendung hängen bleibt.
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Unsere Klassiker wie Goethe, Schiller, etc würden sich über diese Dummheit nur wundern.
Weiter so Deutschland, wir werden Weltmeister in der Bildung.
mann kann diesen Müll nicht mehr ansehen in dieser Serie wird doch nur herumgejammert da kann mann sich besser einen Hamatfilm anschaun.
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