TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Der Penny Markt auf der Reeperbahn - Mehr als nur eine lustige Doku

von Marcel Tanzer

Im März machte die SPIEGEL TV Doku Der Penny-Markt auf der Reeperbahn seine Runden im Internet. Aber über seine insgesamt vier Folgen zeigt die Doku aus dem Jahr 2007 mehr als nur den lustigen Alltag im benannten Penny-Markt, sie zeigt auch Probleme in der Gesellschaft, die bis heute vorhanden sind.

Vier Folgen, alle 23 Minuten lang, so lange verbringt die Doku von Markus Grün im Penny-Markt auf der Reeperbahn. Dieser hatte damals auch noch am Sonntag geöffnet, dies hat sich aber mittlerweile auch geändert. Schnell wird klar, dass es hier nicht um einen gewöhnlichen Supermarkt handelt. Durch seine besondere Lage zieht er nämlich sehr viele Betrunkene und Obdachlose an, die dort ihren Alkohol kaufen wollen und dann von Wachmann Shenzilas Hausverbot bekommen und hinausgeworfen werden. Dies führt zu allerlei komischen Vorfällen, die auf den ersten Blick zwar lustig auf den zweiten aber traurig sind.

Und genau dieser Kontrast zwischen lustig und traurig macht diese Doku meiner Meinung nach besonders. Denn immer wieder hört man eine fröhlich wirkende Akkordeon Melodie, die über die Bilder von Obdachlosen, die gerade so zurecht kommen, gelegt wird, als wolle man sich darüber lustig machen. Das beste Beispiel hierfür ist aber vermutlich Ferdinand, der im Laufe der letzten Folge immer wieder den Penny-Markt betritt, obwohl er Hausverbot hat. Die ganze Zeit fragt man sich, wann Ferdinand wieder kommt und was er als nächstes anstellt, aber nie, warum er das macht oder was ihn dazu getrieben hat. Denn Ferdinand wurde erst kürzlich von seinem Freund verlassen und ist seither dem Alkoholismus noch mehr verfallen, als er es eh schon war. Alkoholsucht ist aber kein Ding der Vergangenheit, auch heute leiden noch unzählige Menschen an ihr, daher ist auch sehr interessant zu sehen, wie sich die Gesellschaft seit 2007 entwickelt hat, aber immer noch mit den selben Problemen zu kämpfen hat.

Daher finde ich es etwas schade, dass diese Doku bekannt wurde, weil sich die Zuschauer über das Leid der gezeigten Personen fast schon lustig machen und nicht, weil sie eben dieses Leid der sozial Benachteiligten aufzeigt. Ein Problem, das auch Markus Grün im Interview mit SPIEGEL TV ansprach, da er sich nie über die festgehaltenen Personen lustig machen wollte.

Ich bin sehr gespannt, wie diese Thematik in der Fortsetzung der Dokumentation, die bereits von Markus Grün angekündigt wurde, angegangen wird.

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