TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

 von Marcel Tanzer

Kürzlich wurde mir auf Netflix der Film Alien – Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt vorgeschlagen. Da es sich hierbei um einen meiner Lieblingsfilme handelt, bin ich diesem Vorschlag auch nachgekommen.

Riddley Scotts Alien wird oft als einer der besten und einflussreichsten Horror-Filme aller Zeiten bezeichnet. Fast jeder kennt den Xenomorph oder den Facehugger. Aber was genau macht Alien zu einem zeitlosen Klassiker, der unzählige Fortsetzungen und Spin-Offs bekam?

Die Handlung ist es schon mal nicht, denn im Grunde hat Alien die gleiche Story wie all die anderen Sci-Fi Monster Filme der Zeit. Astronauten landen auf einem fremden Planeten, finden ein verlassenes Alienschiff, dessen Crew von etwas unbekannten ausgelöscht wurde und werden dann einer nach dem anderen von einem Alien umgebracht. Was Alien so besonders macht, sind die Charaktere, das Set-/Monster-Design und die Regie von Ridley Scott.

Wenn man sich die Charaktere und Schauplätze des Films anschaut, wird man feststellen, dass sich der Film hier von seinen Vorgängern stark unterscheidet.  Alien hat eine sehr nüchterne Darstellung der Raumfahrt. Anstelle von heroischen Astronauten in einem blitzblanken Raumschiff findet man hier Leute aus der Arbeiterklasse in einem sehr abgenutzten Raumschiff, der Nostromo.

Lange Zeit kann man sich auch nicht sicher sein, wer jetzt eigentlich der Hauptcharakter des Films ist. Zunächst fällt diese Rolle anscheinend Captain Dallas zu, er ist ja schließlich auch der Anführer des Schiffs. Erst als dieser später im Film ausscheidet, übernimmt Ripley diese Stelle als Hauptcharakter.

Ellen Ripley weicht auch von der bisherigen Darstellung des „Final Girls“, also dem letzten Weiblichen Charakter eines Horrorfilms, die am Ende vom Killer verfolgt wird, ab. Nicht nur behält sie die ganze Zeit über einen kühlen Kopf und findet für fast alles eine Lösung, sie wächst über sich hinaus und bezwingt das Monster, dass die gesamte (fast ausschließlich männliche) Besatzung eliminiert hat. Somit gehört Sigounrey Weavers Charakter meiner Meinung nach bis heut zu den coolsten und stärksten Hauptcharakteren eines Horror-Films.

Eine Weltraumcrew wäre aber nichts ohne ihr Raumschiff und so wurde auch sehr viel Liebe in die Gestalltung der Nostromo gesteckt. Die Innenausstattung des Schiffes lässt es wie  die Behausung der Besatzung erscheinen, es hat etwas vertrautes aber dennoch befremdliches an sich. Dieser „used future“ Look trat das erste mal im zwei Jahre älteren Star Wars auf, Alien hat ihn aber perfektioniert. Durch die ganzen engen Gänge wird auch ein Gefühl von Klaustrophobie vermittelt, was das Alien aber nicht davon abhält versteckt zu bleiben und so seine Opfer auszutricksen.

Ähnlich wie im Film „Der weiße Hai“ taucht der namensgebende Killer auch erst sehr spät im eigentlichen Film auf. Die berühmte Chestburster Szene findet erst nach 50 Minuten statt und selbst danach vergehen noch 15 Minuten, bis man den ausgewachsenen Xenomorph das erste mal sieht. Aber er ist nie lange zu sehen, immer wieder taucht das Monster kurz auf und tötet ein weiteres Mitglied der Besatzung. Auf diese Weise kann sich auch der Zuschauer nicht sicher fühlen, da er selbst keine Ahnung hat, wann das Alien als nächstes zuschlägt, man ist also genauso hilflos wie die Besatzung der Nostromo. Dieser passive Horror findet in den Lüftungsschächten der Nostromo mit einem der wenigen aber sehr effektiven Jumpscares des Films seinen Höhepunkt.

Und hier lässt sich auch der Grund finden, warum ich Horror-Filme viel lieber zuhause und nicht im Kino schaue. Auch wenn man in den eigenen vier Wänden keine große Leinwand und mächtige Boxen hat, sind Alien und sogut wie alle anderen Horror-Filme so besser zu genießen. Denn nur so lässt sich ein Feeling von Isolation und Hilflosigkeit erzeugen. Im Kino ist man durch ständige Sinneseinwirkungen wie etwas die Geräusche seiner Mitmenschen oder den Geruch von diversen Snacks abgelenkt.

Erst in der letzten halben Stunde des fast zwei Stunden langen Filmes bekommt das Monster mehr Screentime, was fast schon eine Schande ist, da der Xenomorph ein fantastisches Design hat.

Dieses Design und das des Alienschiffs haben wir HR Giger zu verdanken. Giger ist für seine sehr surrealistischen Werke bekannt, die sehr an den kosmischen Horror von Lovecraft erinnern. So wirkt das erkundete Raumschiff der Aliens sehr organisch, als würde man sich in einem Lebewesen befinden. Der Xenomorph stellt mit seiner menschenähnlichen Statur und seinem verlängerten Kopf, der ein zweites paar Kiefer beinhaltet und seinen Schweif eine Mischform aus Mensch und Monster da. In gewisser Weise ist es das auch wortwörtlich, denn 1979 waren CGI Effekte noch bei weitem nicht so verbreitet und fortgeschritten wie heute, daher befindet sich im Xenomorph Kostüm der Schauspieler Bolaji Bejedo, der mit seinen 2,08 Metern das Alien in den perfekten Organismus verwandelte.

Das Fehlen von Computer generierten Bildern beeinflusste die Filmmacher aber noch mehr. Besonders die Stelle, in der der Facehugger aus dem Ei springt und die Chestburster Szene sind hier hervorzuheben. Für die erste Szene wurde der Facehugger einfach am Helm des Anzugs angebracht und dann ganz schnell zurück in das Ei gezogen, später wurde die Sequenz einfach rückwärts abgespielt. Und das Entsetzen der Besatzung, nachdem der Chestburster aus Kanes Brustkorb bricht ist größtenteils nicht mal geschauspielert. Der Mechanismus, der dafür gebaut wurde, hat nämlich enorme Probleme gemacht und als es dann funktioniere waren die Schauspieler auch nicht auf das ganze Blut vorbereitet, den Scott hat den genauen Ablauf der Szene bis dahin geheim gehalten, wie in einem alten Interview mit der Zeitschrift „Empire“ bekannt wurde.

All diese Aspekte; die realistische down-to-earth Interpretation von Weltraumreisen gemischt mit glaubwüridgen Charakteren und birlliantem Set- und Monster-Design, machen Alien zu einem Klassiker der Horrorfilm Geschichte, der bis heute den Test der Zeit besteht.

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