TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 17. Januar 2012

Wissen macht Ah!: „Shary auf der Erbse“

von Verena Blinzler
Wissen macht Ah! ist eine lehrreiche und witzige Kindersendung. In jeder Folge beantworten die Moderatoren Shary Reeves und Ralph Caspers fünf Fragen aus dem Alltag. Das ist nicht die erste Wissenssendung, die Ralph moderiert. An Seite von Christoph Biemann und Armin Maiwald steht er bei der Sendung mit der Maus vor der Kamera. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den beiden Sendungen. Während bei der gelben Maus zwischendurch kurze Zeichentrickfilmchen gezeigt werden steht bei Wissen macht Ah! das Klugscheißen an aller erster Stelle. Das ist nur logisch, da das Zielpublikum der Sendung mit der Maus sehr viel jünger ist als bei Wissen macht Ah! – Shary und Ralph schaut man sich nämlich auch gern als erwachsener Klugscheißer an.In der Folge vom 31. Oktober geht es in 25 Minuten unter anderem um folgende Themen: Was sind die Stimmlagen des Menschen? Wieso essen wir gerne Butterbrot Und wie bindet man einen Turban richtig? Die Folge heißt natürlich nicht umsonst „Shary auf der Erbse“, denn umrahmt werden die Beiträge durch eine von Ralph interpretierte Version von Peter Andersens Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“.
Der Gedanke, der Sendung einen roten Faden zu geben, ist hervorragend. Allerdings ist die Umsetzung nicht so gut gelungen. Die Überleitungen sind teils sinnvoll und teils unsinnig. So hat die Sopranstimme tatsächlich etwas mit einer Prinzessinnenstimme gemein, aber eine passende Überleitung zum Turbanbinden findet Ralph nicht. Er leitet den Film mit folgenden Worten ein: „…Was es damit zu tun hat müsst ihr schon selbst rausfinden.“ Ich fände es wünschenswert, wenn hier besser aufgepasst werden würde. Wenn man sich schon einen Aufhänger sucht, dann sollte dieser auch passen.
Besonders gelungen sind dahingegen die anschaulichen Erklärungen. Die Sendung geht davon aus, dass die Zuschauer nicht sofort Fremdwörter wie Sopran und Bass kennen, also werden auch diese Dinge erklärt. Dabei werden mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen. Man sieht im Hintergrund einen Sänger, der im Bass singt, man hört vom Kommentator die Erklärung, dass Bass vom italienischen „basso“ kommt und „tief“ heißt und liest zusätzlich den im Bild erscheinenden Text: „basso“=tief. Damit bleibt die Information besser im Gedächtnis hängen, da man sie mit etwas Gehörten, einem Bild und einem Text verbindet. Das macht das Format auch für Erwachsene sehenswert, die vorher keinerlei Ahnung von Gesang hatten.
Kinder verbringen bekanntlich einen Großteil ihrer Freizeit vor dem Fernseher. Aber warum nach der Schule nochmal etwas lernen und nicht sinnlos Zeichentrick gucken? Um eine Sendung attraktiv zu machen gibt es eine einfache Lösung: Wissen macht Ah! bietet neben Wissen auch Unterhaltung und macht Spaß. Am Anfang der Folge sitzt Ralph als Märchenerzähler in einem Sessel und fängt an von der Prinzessin auf der Erbse zu erzählen. Als er Shary hereinbittet denkt man natürlich, sie wird als Prinzessin auftreten- allerdings trägt sie ein großes, grünes Erbsenkostüm. Hier kann man nur sehr schwer nicht schmunzeln. Beim Beitrag über das Butterbrot wird dem Schauspieler zum Schluss ein weiteres Brot angeboten. Der hatte aber anscheinend schon genug, denn er hält sich die Hand vor den Mund und plustert die Backen auf. Ihm ist wohl schlecht geworden vom ganzen Essen! Mit Witz wird hier der Film aufgewertet ohne ihn ins Lächerliche zu ziehen.
Meiner Meinung nach schaffen es die Produzenten immer wieder, ein gut ausgewogenes Verhältnis zwischen Beitrag und Witz aufzubauen. Natürlich sind einige Witze eher kindisch, andere hingegen von hohem Niveau und daher bestens auch für Erwachsene geeignet.
Dass die Sendung erfolgreich ist, erkennt man unter anderem daran, dass sie auch in Russland und in China ausgestrahlt wird. Die Beiträge sind dabei zum Teil dieselben, nur die Moderation wurde ausgetauscht und der Kommentar übersetzt. Also kann Wissen macht Ah! als ein erfolgreicher Export deutschen Fernsehens gelten. Eine gute Mischung aus Information und Entertainment – perfektes Infotainment.
Da werde selbst ich schwach, denn zum Klugscheißen ist man schließlich nie zu alt.

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