TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 4. April 2012

"Autopsie - Mysteriöse Todesfälle", Glanzleistungen der Gerichtsmedizin

von Mirjam Keisinger

Stell dir vor, es ist ein ganz normaler Morgen...bis dir der bestialische Gestank aus der Mülltonne deines Nachbarn auffällt. Eine gesunde Portion nachbarschaftlicher Neugierde bringt dich dazu, auf Ursachenforschung zu gehen und was du findest, ist kein schöner Anblick. Genau hier jedoch beginnt die Arbeit kriminalistischer Ermittler und Gerichtsmediziner, deren Aufgabe es ist, jedes noch so unwichtig erscheinende Detail zu untersuchen, das eventuell zur Lösung des Falles beitragen könnte.

"Autopsie - Mysteriöse Todesfälle" ist eine Dokumentationsreihe, die eben diesen Aufklärungsprozess nachstellt und über die Lösung zunächst scheinbar unlösbarer Fälle - vorwiegend aus den Vereinigten Staaten und Kanada - berichtet.
In jeder Folge werden vier verschiedenen Fälle und deren Aufklärung präsentiert, die alle zunächst in einer Art Vorschau am Anfang der Sendung kurz angesprochen werden. Hier wird der Zuschauer über die Ausgangssituation der Fälle informiert und unter Umständen auch über den einen oder anderen bereits vorhandenen Anhaltspunkt. Das hat natürlich den Vorteil, dass man sich gleich zu Anfang darauf einstellen kann,  was einen erwartet. Dies soll aber vor allem die Neugier auf die kommenden Fälle wecken und dazu animieren, die Sendung weiter zu verfolgen.
Die einzelnen Fälle werden in der chronologischen Reihenfolge ihrer Aufklärung erzählt. Somit sind das Erste, was der Zuschauer zu Gesicht bekommt, in der Regel polizeiliche Orginalaufnahmen vom Tatort. Allerdings kommt es meiner Ansicht nach doch eher selten vor, dass etwas wirklich Unappetitliches gezeigt wird. Der Einsatzt von Orginalaufnahmen und Fotos zieht sich durch die ganze Sendung hindurch und erzeugt eine gewisse zusätzliche Authenzität.
Was im Laufe der Ermittlungen nicht auf Film oder Bild festgehalten wurde wird kurzerhand nachgestellt, teils mit den Leuten die zu dem Zeitpunkt tatsächlich ermittelt haben aber auch mit Schauspielern. Solche nachgestellten Szenen dienen meist allerdings nur als visuelle Füller und zeigen wie Ermittler Beweise vergleichen, forensische Spuren untersuchen und Ähnliches, während die Off-Stimme den weiterne Verlauf des Falles kommentiert. Dadurch erhält der Zuschauer den Eindruck die Kamera wäre tatsächlich während der ganzen Aufklärungsarbeit dabeigewesen. Ausserdem ist die Kameraperspektiver sehr klever gewählt. Es scheint fast so, als ob man selbst dabei wäre und den Ermittlern gelegentlich buchstäblich über die Schulter sieht.
Der Verlauf der Ermittlungen wird zwar hauptsächlich von einer Off-Kommentatorin erzählt, jedoch werden auch kurze Interviews mit Angehörigen der Opfer und natürlich der an der Aufklärung beteiligten Personen mit eingebunden. Denn wer könnte bessere Einblicke liefern als diejenigen die selbst dabei gewesen sind? Da die Interviews recht kurz gehalten sind wird auch nur das nötigste zum Verlauf der Aufklärung beigetragen und der Zuschauer bleibt von über-emotionalen Momenten Angehöriger oder ausufernden Berichten von Experten verschont. Was einen aber trotzdem nicht immer vor gelegentlichem "Fachchinesisch" bewahrt, vor allem von deutschen Experten, die noch genauere Einblicke in die einzelne Apekte der Forensik geben sollen.
Dennoch wird deutlich, dass man sehr bemüht ist den Zuschauern die Bedeutung verschiedener Spuren anschaulich zu machen ohne zu langweilen.
Jeder Fall dauert ungefähr zehn Minuten, was im Gegensatzt zu dem vom Aufbau her ziemlich ähnlichen Format "Medical Detectives", wo ein Fall ungefähr eine halbe Stunde lang behandelt wird, Langeweile erst gar nicht aufkommen lässt. Am Ende der Aufklärungskette werden alle Beweise und Anhaltspunkte zusammengefügt und zum besseren Verständniss der rekonstruierte Ablauf der Tat nachgestellt.
"Autopsie", das von RTL 2 ausgestrahlt wurde, ist überraschend neutral und objektiv. Das einzig Reisserische das man der Sendung tatsächlich vorwerfen kann sind das Intro, welches sehr dunkel gehalten ist mit schnell aufblinkenden grünlichen Bildern und leisen Stimmen (vermutlich um den "mysteriösen" Charakter der Sendung zu unterstreichen); und die Betitelung der einzelnen Fälle, wie z.B. "Mord mit Verspätung" was doch eher an einen Krimi erinnert.
Ich finde, dass die Fälle alles in allem sowohl informativ als auch spannend präsentiert sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Serie großen Erfolg beim US amrikanischen Publikum hatte. Die Sendung ist weder zu faktenlastig, noch zu übertrieben emotional gestaltet und hat im Vergleich zu ähnlichen Sendungen einen guten Mittelweg gefunden. Für Leute die sich für dieses Thema interessieren also durchaus empfehlenswert.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen