TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 4. April 2012

Cougar Town – ist 40 wirklich das neue 20?

von Carina Castrovillari
 
Die Geschichte einer in die Jahre gekommenen Frau, eines weiblichen „Pumas“, der sich auf der Suche nach jungen „Gespielen“ befindet und dessen Lebensinhalt aus Affären mit ebendiesen besteht –  das ist Cougar Town, die neue Serie von Bill Lawrence, der auch die Erfolgsserie Scrubs – die Anfänger produzierte.


Sie wurde in Deutschland zum ersten Mal am 25. Juli 2010 auf dem Privatsender Sat.1 ausgestrahlt, welcher jedoch dank schwacher Einschaltquoten die Abschiebung auf den Partnersender ProSieben beschloss. Doch auch dort lief es nicht rund, sodass die Ausstrahlungszeit aufgrund schlecht bleibender Quoten immer weiter in die Nacht verlegt wurde. Während auf Sat.1 die Einbindung in das Programm misslungen erscheint, denn eine Verbindung zwischen Serien wie The Mentalist und Cougar Town scheint unmöglich herzustellen, wurde dies auf ProSieben mit Grey’s Anatomy, Private Practice oder How i met your mother im Vorprogramm besser gelöst, erzielte aber nicht den gewünschten Erfolg.
Inzwischen sind die ersten beiden Staffeln nur noch auf dem Sender sixx zu sehen.
Die Serie spielt in ihrer schauspielerischen Besetzung mit für Serienliebhaber bekannten Gesichtern. So wird der Puma namens „Jules Cobb“ durch Courteney Cox Arquette, der „Monica E. Geller“ aus der Serie Friends (1994-2004 produziert), verkörpert.
Ebenso nicht gerade neu erfunden erscheint dem ambitionierten Scrubs-Rezipienten die Figur der besten Freundin des Pumas, „Ellie Torres“, welche in dieser Serie als „Jordan Sullivan“ bekannt geworden ist. Im realen Leben ist die Person hinter den Figuren Christa Miller, verheiratet mit Bill Lawrence, dem Produzenten beider Serien.
Die Handlung ist schnell erzählt und nicht weiter kompliziert. Die jung Mutter gewordene „Jules“, welche inzwischen vom Vater ihres Sohnes, geschieden ist, versucht am Beispiel ihres gutaussehenden Nachbarn nun also ihr 40-jähriges Leben durch Affären mit jungen Männern aufzupeppen und begibt sich mit ihrer viel jüngeren Freundin auf die Suche nach „Frischfleisch“. Schlussendlich jedoch, wie es eben in solch einer Serie sein soll, entdecken Nachbar „Grayson“ und „Jules“ Gefühle füreinander und kommen zusammen. Ihren Alltag verbringt „Jules“ damit in einem Immobilienmaklerbüro zu arbeiten, ihren inzwischen erwachsenen Sohn zu blamieren oder mit ihrer besten, verbitterten, und dank Botox keine Miene verzerrenden, Freundin „Ellie“ zu lästern und quasi durchgehend Wein zu trinken.
Dass Courteney Cox nicht unbedingt dafür geeignet ist eine 40-jährige, dank ihrem Körper an sich zweifelende Frau, zu verkörpern ist offensichtlich. Courteney, die in Realität schon auf die 50 zugeht, sieht für ihr Alter immernoch bestens aus und lässt deswegen Selbstzweifel unglaubwürdig erscheinen.
Wer aber Gefallen am bissigen Scrubs-Humor gefunden hat, freundet sich auch mit Cougar Town und besonders mit „Ellie“ an,  denn selbst wenn sich deren Sarkasmus nicht ohne Störfaktor in das entworfene Bild einfügen lässt, besticht die Serie eben genau durch diese Art von Humor.
Zwar lässt der Titel vermuten, dass sich die komplette Story um den „Puma“ dreht, jedoch wird der Fokus nach den ersten Folgen auf die Beziehung der einzelnen Charaktere zueinander gesetzt. Denn ähnlich wie in Desperate Houswives sind die Hauptfiguren Nachbarn und/oder  Paare und verbringen die meiste Zeit zusammen bei einigen Gläsern Wein, zu jeder Tageszeit.
Enttäuscht werden muss leider jeder, der sich auf einen TV-Serien-Abend mit Cougar Town freut,  denn eine Folge dauert unglaublich kurze 20 Minuten. Dies bedeutet, dass der Zuschauer welcher sich kaum in die Thematik eingefunden hat, nach kürzester Zeit wieder aus der fiktiven Welt geworfen wird. Und dies kann eigentlich nur eine Frage hervorrufen: „Wars das jetzt echt schon?!“ Das Sitcom-Format erscheint somit ziemlich unpassend und störend, vervollständigt aber den Flow und die Programmstruktur der Sender.
Die Serie Cougar Town fällt durch ihre untypische Thematik ins Auge, welche gekonnt humorvoll mit einer etwas größeren Brise Sarkasmus umgesetzt wird. Die Besetzung ist gut gewählt, sieht man einmal vom Thema des Körperideals ab, die Geschichte scheint stimmig erzählt und wirkt nicht gerade plump, so dass das Zuschauen für Serienliebhaber eindeutig Spaß bedeutet.
Jedoch muss man als Rezipient stark darauf achten sowohl „Jules“, als auch „Ellie“ nicht mit ihren früheren Seriencharakteren abzugleichen, da zumindest Courteney Cox, wie schon in Friends, durch Andrea Aust synchronisiert wird. Was „Ellie“ betrifft wundert sich der Serienkenner in diesem Fall, da die Figur charakterlich zwar quasi komplett aus Scrubs übernommen wurde, sie jedoch die Synchronstimme der „Rose“ aus Two and a half Men bekommen hat. Dies kann auf den Zuschauer durchaus irritierend wirken, insofern sich dieser mit den beiden anderen Serien auseinandergesetzt hat.
Cougar Town  scheint der Beschreibung nach perfekt auf Frauen zugeschnitten zu sein. Durch den gekonnt eingesetzten Humor und die gelungenen männlichen (Neben-)Figuren kann die Serie aber auch durchaus amüsant für das andere Geschlecht sein – im Großen und Ganzen unterhaltsam.

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