TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Sonntag, 25. Januar 2015

Schulz in the Box - Ein Mann, eine Box

von Sebastian Pleischl


Es ist derzeit etwas still um den Hamburger Entertainer und Singer-Songwriter Olli Schulz - zumindest im TV. Er hat sich nämlich bewusst für eine längere Fernsehpause entschieden, um sich wieder mehr seiner Musik und anderen Projekten zu widmen. Das zumindest gab er in der Sendung vom 06.01.2015 bei Stefan Raab bekannt.  Mit Fernseh-Pause meint der sympathische Hamburger seine Rolle als Sidekick bei Circus HalliGalli und seiner eigenen Show Schulz in the Box.


Letztere startete am 26. August 2013 (Montag 22:15 Uhr) auf ProSieben und bis Stand heute wurden davon fünf Episoden ausgestrahlt. Bei Schulz in the Box wird Namensgeber, Moderator und Versuchskaninchen Olli Schulz in einer Kiste in eine für ihn völlig fremde und unbekannte Umgebung verfrachtet. In der ersten Folge beispielsweise landet Schulz bei der Umweltaktivisten-Gruppe Fuck For Forest, die versucht über das Angebot von pornographischen Aufnahmen Geld für den Umweltschutz zu generieren. 
Schulz in seiner Rolle als Gast versucht innerhalb eines gewissen Zeitraums sich den Menschen und ihren Themen anzunähern. Jedoch nicht auf nur begleitende oder reportierende Art und Weise, sondern durch persönliches Einbringen und dem Versuch den jeweiligen Personen nahe zu kommen. Ganz entscheidend bei diesem Format - nicht auf einer distanzierten, oder rein professionellen Ebene, sondern auf einer eher kumpelhaften. Gerade dafür scheint die Besetzung mit der plattdeutsch-schnackenden Ulknudel Schulz goldrichtig. Ein offener und unterhaltender Charakter, den man meines Erachtens nicht als rein investigativen oder seriösen Journalist sehen und wahrnehmen kann. 
Doch genau an diesem Punkt offenbart sich für mich eine störende Schwachstelle des Dokutainment-Formats: Teilweise wirken Schulz und seine Gespräche, bzw. Handlungen einfach zu hölzern und erzwungen. Gerade am Anfang, sei es der fehlenden Beziehung, oder einem zwanghaften komischen und lockeren Einstieg geschuldet, wirken sowohl Schulz als auch seine "Gäste", bei denen ja eigentlich er zu Gast ist, teilweise verkrampft. Doch sobald Olli Schulz eine gewisse Beziehung und Vertrautheit aufgebaut hat eröffnen sich für ihn und den Zuschauer interessante Einblicke, die man so aus dem deutschen Fernsehen nicht kennt. Bei seinem Besuch bei dem deutschen Gangster-Rapper Haftbefehl kommt es beispielsweise zu erstaunlich offenen Gesprächen über etwaige Jugendsünden von Schulz, oder schockierend ehrliche Einblicke in die kriminelle Vergangenheit des heutigen Rap-Stars.  
Dies und zwei weitere Fakten über Schulz in the Box sind es, die mich gewisse Sympathien für Format und Moderator hegen lassen. Zum einen schafft es die Sendung mit vermeintlichen Stereotypen zu brechen und Menschen, wie den Rapper Haftbefehl, einen russischen Oligarchen, oder einen Gewaltverbrecher in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Dem Zuschauer offenbart sich ein erstaunlich genauer Unterschied zwischen medialen Schein und dem eigentlichen Menschen. So wurde, um am Beispiel von Haftbefehl zu bleiben, deutlich, dass der Rapper sich keineswegs nur durch seine Beschimpfungen, oder teils menschenverachtenden Texte definiert, sondern auch reflektierte und eher leisere Töne anstimmen kann. Zum anderen ist es immer wieder überraschend wie der 1,96 m große Hamburger, mit seiner flapsigen und teils unüberlegten Wortwahl, der scheinbar nur auf den Hamburger Fischmarkt passt, sich in den verschiedensten Umfeldern zurecht findet. Egal ob Gefängnisinsasse oder Oligarch, Schulz schafft es zu allen eine mehr oder weniger tiefe Verbindung aufzubauen.  
 Aus diesem Grund nahm ich Schulz Ankündigung sich eine kleine TV-Pause zu gönnen nicht gerade freudig auf, kann aber alle Fans des Formats beruhigen, denn Schulz in the Box bleibt weiterhin präsent. Am 9. Februar werden bereits abgedrehte Folgen ausgestrahlt und Olli Schulz kündigte bereits an, dass das Format nach seiner Pause weitergeführt werde und es sogar einen Ableger namens Star in the Box geben soll. Allzu lange dürfte man nicht darauf warten müssen, da Schulz die Frage zu seiner Auszeit so abschloss: "[...] ich hab mir die aktuelle Fernsehlandschaft angeguckt, und ich glaube ich muss bald zurück auf den Bildschirm.".

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